Die MAGURA MT7 ist das Flaggschiff-Modell des deutschen Bremsenherstellers und bietet viel Power für den Einsatz an Enduro- und Downhill-Bikes. Mit 440 € zählt sie zu den günstigeren, aber auch ältesten Bremsen im Test. Wie schlägt sich das Urgestein?

Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Die beste MTB-Scheibenbremse – 14 Modelle im MTB-Bremsen-Test

MAGURA MT7 | Vier Kolben | Mineralöl | organische Bremsbeläge | 542 g (Set ohne Scheibe) | 440 € (Set ohne Scheibe) | Herstellerwebsite

MAGURA ist ein deutsches Traditionsunternehmen, bekannt durch Bremssysteme für Fahrrad und Motorrad. Im Bike-Bereich gelten sie als Erfinder der ersten hydraulischen Felgen- und Scheibenbremse und sind seither fester Bestandteil der Szene. DH-Profis wie Loïc Bruni haben bereits zahlreiche Rennen mit den MAGURA MT7-Bremsen gewonnen.

Mit ihren vier Kolben ist die MAGURA MT7 die stärkste Bremse im Portfolio des schwäbischen Herstellers und hat diesen Platz schon seit 2015 inne. Unterhalb der MT7 ist die beinahe identische MT5 eingeordnet, die wir ebenfalls im Test hatten. Optisch sind die beiden kaum zu unterscheiden und der Bremssattel ist bis auf die Dichtung identisch. Was rechtfertigt also die rund 200 € Preisunterschied? Die Geber-Einheit der MT7 besteht aus dem (angeblich) leichteren und stabileren Carbotecture SL, dem faserverstärkten und im Spritzgussverfahren hergestellten Kunststoff als Eigenkreation von MAGURA. Verglichen zur MT5 hat sie einen kleineren Geberkolben. Auf der Waage hat sich das mit 542 g bei der MT7 – versus 538 g bei der kleinen Schwester – nicht bemerkbar gemacht. Der kleinere Geberkolben besitzt ein höheres Übersetzungsverhältnis, wodurch die Beläge näher an der Bremsscheibe anliegen müssen. Dadurch benötigt man weniger Fingerkraft für die gleiche Bremspower.

Auch die Form weicht leicht von der MT5 ab. Bei der MAGURA MT7 kann man die Geber- und Nehmer-Einheit mit kleinen Plastik-Cover individualisieren. Und das sowohl farblich als auch mit Custom Designs über #customizeyourbrake und mit verschiedenen Hebeln, die die Ergonomie der Bremse nochmal deutlich ändern. Die Schrauben der Lenkerschelle verlaufen, wie bei der MT5, direkt in den Kunststoff und haben kein definiertes Gewinde. Beim Ansetzen der Schrauben ist daher besondere Vorsicht geboten, sonst dreht das Kunststoffgewinde rund.

Die Bremsbeläge an der MT7 lassen sich im Handumdrehen wechseln, da sie pro Seite zweigeteilt sind – für jeden der vier Kolben gibt es einen eigenen Belag. Die Beläge lassen sich nach Entfernen der TX25-Sicherungsschraube einfach nach außen herausziehen und beim erneuten Einsetzen rasten sie magnetisch wieder ein – smart! So muss nicht jedes Mal der Bremssattel abgeschraubt und vor allem nicht wieder neu justiert werden. Die Bremse funktioniert mit MAGURAs Mineralöl „Royal Blood“ – das greift nicht den Lack oder die Haut an. Nur bei Kontakt mit den Bremsbelägen müsst ihr aufpassen. Zum Entlüften setzt MAGURA auf ein übliches Verfahren, wobei oben und unten je eine Spritze angeschlossen wird.

Im Gegensatz zur MAGURA MT 5 lässt sich nicht nur der Sattel, sondern auch der Geber farblich individualisieren.

Die MAGURA MT7 Bremse im Test

Im Trail-Test zeigt sich die MAGURA MT7 mit hoher Bremspower und fühlt sich deutlich knackiger an als die kleinere MT5. Das höhere Übersetzungsverhältnis zwischen Geber- und Nehmerkolben macht sich bemerkbar und auch der Leerweg ist an der MT7 geringer. Die werkzeuglose Hebelweiteneinstellung funktioniert auch mit Handschuhen gut und gelingt mit wenig Kraftaufwand. Im Labor landet die MT7 genau im Mittelfeld, fast gleichauf mit der Shimano XT Bremse. Jedoch fällt das Gefühl am Finger bei der MAGURA nicht so digital – als on/off-Gefühl – aus wie bei der japanischen Konkurrenz. Ein spannender Fakt ist hier unsere Aufzeichnung mit dem BrakeAce-System. Die MT7 zeigt gleich viele Brems-Events und eine identische Front-Heck-Verteilung wie die MT5. Allerdings sind die Bremsereignisse bei der stärkeren MT7 im Schnitt 0,5 Sekunden kürzer – man bremst also deutlich effizienter. Die MT7 ist gut zu dosieren und nicht „über“kraftvoll, sodass man beim leisesten Hebelkontakt keine Angst haben muss, über den Lenker zu gehen. So findet die MT7 einen guten Mittelweg zwischen Verzögerung und Modulation, schafft es aber nicht mehr unter die stärksten Bremsen im Vergleichstest 2024, denn die Konkurrenz schläft nicht. Hayes, Trickstuff und SRAMs neuester Wurf(anker) liefern eine spürbar kraftvollere Bremsung bei gleicher Fingerkraft ab.

Das Fazit zur MAGURA MT7

Die MAGURA MT7 besitzt solide Bremspower mit feiner Dosierbarkeit. Während sie für die meisten Fahrer kraftvoll genug sein dürfte, legt die Konkurrenz aber noch eine Schippe drauf. Schwächen werden bei der Klemmung der Carbotecture Geber-Einheit am Lenker deutlich. Die große Individualisierbarkeit von Hebeln und der gute Look sind hingegen klare Pluspunkte.

Tops

  • gute Dosierbarkeit
  • hohe Individualisierbarkeit
  • solide Bremspower

Flops

  • Gewinde an Lenkerklemmung anfällig für Defekte

Weitere Infos unter magura.com


Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Die beste MTB-Scheibenbremse – 14 Modelle im MTB-Bremsen-Test

Alle Bremsen im Test:
Formula Cura 4 | Hayes Dominion T4 | Hope Tech 4 V4 | MAGURA MT5 Pro | MAGURA MT7 | Shimano SLX | Shimano XT | Shimano XTR | SRAM CODE Bronze Stealth | SRAM CODE Ultimate Stealth | SRAM MAVEN Ultimate | Trickstuff MAXIMA | TRP DH-R EVO | TRP Trail EVO |


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Text: Julian Schwede Fotos: Peter Walker