Hayes war früher das Maß aller Dinge, wenn es um Bremsen ging. Doch dann ist die Marke allmählich in Vergessenheit geraten wie Nokia Telefone. Zu Unrecht? Jetzt ist die Marke wieder im Kommen und wir hatten die Hayes Dominion T4 im großen Bremsen Vergleichstest. Ein gelungenes Comeback?

Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Die beste MTB-Scheibenbremse – 14 Modelle im MTB-Bremsen-Test

Hayes Dominion T4 | Vier Kolben | DOT | semi-metallische Bremsbeläge | 530 g (Set ohne Scheibe) | 720 € (Set ohne Scheibe) | Herstellerwebsite

Habt ihr gewusst, dass Manitou, Reynolds, SUNringlé und ProTAPER zu Hayes Performance Systems aus den USA gehören? Nicht von ungefähr: Das Konglomerat an Bike-Marken sitzt direkt am Lake Michigan in Wisconsin. Dort entwickelt und testet Hayes auch ihre Bremsen. Wir haben die 720 € teure Dominion T4 im großen Bremsen-Vergleichstest antreten lassen.

Die Bremsen von Hayes sind in verschiedenen Varianten verfügbar: T4, T2 sowie A4 und A2. Die Nomenklatur ist einfach zu verstehen: A steht für Aluminium, T für Titan und die Zahl bezeichnet die Kolbenanzahl. Die von uns getestete Dominion T4 mit 4-Kolben bringt 530 g auf die Waage und ist damit die leichteste im ganzen Vergleichstest. Gleichzeitig fällt sie im Ranking weiter auf: Gemeinsam mit der SRAM MAVEN ist sie – nach der sehr exklusiven Trickstuff MAXIMA – die zweitteuerste Bremse im Test. Die Hardware aus Titan, die Carbon-Bremshebel und der Ausgleichsbehälter-Deckel aus Kompositmaterial tragen zum niedrigen Gewicht bei. Doch es gibt einen Nachteil am Reduktionswahn: Die Bremshebelweite und der Druckpunkt lassen sich nur mit Inbus mit Kugelkopf verstellen – Anpassungen während dem Ride sind dadurch nicht möglich. Steht für euch das Gewicht nicht im Vordergrund, dann empfehlen wir, die 190 € günstigere Hayes Dominion A4 zu wählen. Sie wiegt nur ein paar Gramm mehr, bietet aber dieselbe Performance und hat den Vorteil, den Hebelweg einfach und werkzeuglos einstellen zu können.

Beim Entlüften der Hayes Dominion T4 mit zwei Spritzen ist etwas Vorsicht geboten, da der Bremssattel über zwei Entlüftungsports verfügt. Zum normalen Entlüften genügt es, die untere Spritze am linken Port anzuschließen. Nach einer großen Wartung,. z. B. bei Dichtungswechsel jedoch sollte zusätzlich zuerst über den rechten Port entlüftet werden. Abgesehen davon ist das Entlüftungsverfahren dasselbe wie bei den meisten anderen Bremsen. Dabei solltet ihr darauf achten, möglichst keine Bremsflüssigkeit auf die Haut und den Lack zu bekommen bzw. Spritzer mit viel Wasser zu spülen. Denn die DOT-Bremsflüssigkeit kann schädlich für die Haut sein und den Lack angreifen.

Ein weiteres auffälliges Merkmal an der Hayes ist das sogenannte Crosshair-System, das kleine Madenschrauben in Querrichtung zur Bremssattelbefestigung aufweist. Damit kann die Position der Bremse feinjustiert und somit schleiffrei gemacht werden. Das Besondere daran ist, dass die Einstellung auch nach dem Austausch der Beläge erhalten bleibt – quietschende Abfahrten bleiben euch so erspart.

Hebelweite und Druckpunkt lassen sich an der Hayes Dominion leider nur mit Werkzeug verstellen.

Die Hayes Dominion T4 Bremse im Test

Greift man zum ersten Mal an die Hayes-Bremse, entpuppt sich der Bremshebel als wahrer Handschmeichler. Der Carbon-Hebel ist ergonomisch gut zu greifen und fühlt sich nicht so „kalt“ an wie ein Alu-Hebel. Lediglich für die Hebelweiteneinstellung sollte man sich zuhause ausreichend Zeit und passendes Werkzeug nehmen – unterwegs mit Multitool ist die Feinjustierung eine mühsame Angelegenheit. Der Leerweg der Bremse bis zum Druckpunkt ist super leichtgängig und widerstandsfrei, während der Druckpunkt selbst ein guter Kompromiss aus knackig und gut modulierbar ist. Die Bremse packt schon früh zu und vermittelt – wenn die Beläge den Rotor berühren – ein definiertes Hebelgefühl. Dadurch lässt sich die Bremskraft einfach dosieren und die Bremse liefert in jeder Situation mehr als genug Power. Das zeigen auch die Laborergebnisse, bei denen die Hayes Dominion T4 den fünften Rang belegt, vor Shimano XT und hinter XTR. Auffällig: Mit Sinter-Nachrüstbremsbelägen lässt sich die Bremsleistung der Hayes nochmal um fast 15 % steigern und die Bremse so unter die Top 3 katapultieren. In der BrakeAce-Aufzeichnung hat die Hayes fast eine identische Leistung gezeigt wie die neue SRAM MAVEN, mit der sie sich letztlich das harte und knappe Duell um den Testsieg geliefert hat. Allerdings unterscheiden sich die Kontrahenten im Bremsgefühl deutlich, sodass es eher eine Frage des Geschmacks als ein klarer Sieg ist: Während die MAVEN das SRAM-typische Bremsgefühl mit weicherem Druckpunkt und super Dosierbarkeit vermittelt, zeigt sich die Hayes schön knackig. Am Ende hat sich die Hayes den Testsieg in unserem großen Bremsen-Vergleichstest 2024 gesichert, wenn auch nur mit knappem Vorsprung.

Das Fazit zur Hayes Dominion T4

In unserem Bremsen-Vergleichstest 2024 hat es die Hayes vom Geheimtipp zum Testsieg geschafft! Die Dominion T4 zeigt eine enorme Performance, sowohl auf dem Trail mit einem sehr guten Bremsgefühl als auch im Labor, und legt damit ein erfolgreiches Comeback hin. Ihre beeindruckende Power und das Hebelgefühl, kombiniert mit dem geringsten Gewicht und nützlichen technischen Features wie die Crosshair-Bremssattel-Montage machen die Hayes Dominion T4 zum Testsieger im Rennen um die beste MTB Scheibenbremse.

Tops

  • hohe, gut dosierbare Bremskraft
  • geringstes Gewicht
  • top Hebelergonomie und Haptik
  • Bremssattel-Feinjustierung

Flops

  • fummelige Hebelweitenverstellung

Weitere Infos unter hayesbicycle.com


Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Die beste MTB-Scheibenbremse – 14 Modelle im MTB-Bremsen-Test

Alle Bremsen im Test:
Formula Cura 4 | Hayes Dominion T4 | Hope Tech 4 V4 | MAGURA MT5 Pro | MAGURA MT7 | Shimano SLX | Shimano XT | Shimano XTR | SRAM CODE Bronze Stealth | SRAM CODE Ultimate Stealth | SRAM MAVEN Ultimate | Trickstuff MAXIMA | TRP DH-R EVO | TRP Trail EVO |


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Text: Julian Schwede Fotos: Peter Walker