Mit der MAGURA MT5 Pro tritt die günstigste Bremse im Vergleichstest zur Prüfung an. Als ehemaliger ENDURO-Kauftipp kostet die Bremse nach wie vor 240 €. Aber wie schlägt sich die in Deutschland entwickelte Bremse mit einzigartigem Kunststoffgehäuse am Hebel gegen ein neues Testfeld?

Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Die beste MTB-Scheibenbremse – 14 Modelle im MTB-Bremsen-Test

MAGURA MT5 Pro | Vier Kolben | Mineralöl | organische Bremsbeläge | 538 g (Set ohne Scheibe) | 240 € (Set ohne Scheibe) | Hersteller-Website

Mit der MT5 hat das deutsche Traditionsunternehmen MAGURA – ganz schwäbisch – die günstigste Bremse zu unserem Test beigesteuert. Die MAGURA MT5 Pro kostet im Set samt Bremsscheiben nur 299,90 € und spricht so die preissensibelste Käufergruppe an. Von MAGURA wird die Bremse als günstiger Einstieg in die Gravity-Welt angepriesen. Ob ihr damit wirklich gegen die Erdanziehungskraft ankommt und was neben dem Preis noch für die MT5 Pro spricht, haben wir im Test herausgefunden.

Die MAGURA MT5 Pro kommt im Set mit STORM HC-Bremsscheiben und ist mit den ergonomischen Ein-Finger Bremshebeln ausgestattet. Zur Vergleichbarkeit mit den anderen Modellen haben wir 2 x 30 € für die MAGURA STORM HC-Bremsscheiben vom Set-Preis abgezogen. Unsere Empfehlung gilt aber klar dem Set-Angebot – in Einzelteilen müsstet ihr inklusive Ein-Finger-Bremshebeln und Scheiben insgesamt mindestens 350 € hinlegen.

Während der Bremssattel der MAGURA MT5 Pro – wie auch bei der großen Schwester MT7 – aus einem soliden, einteilig geschmiedeten Alu-Teil besteht, ist die Geber-Einheit am Lenker aus Carbotecture gefertigt. Carbotecture ist MAGURAs Eigenkreation und beschreibt einen faserverstärkten Kunststoff, der im Spritzgussverfahren in Deutschland hergestellt wird. Die Schrauben für die Lenkerklemmung werden direkt im Kunststoff eingebracht. Das ergibt ein undefiniertes Gewinde, bei dem man nie sicher ist, ob man die Schraube nicht abreißt oder überdreht. Das Material soll zwar bei geringerem Gewicht dieselbe Festigkeit wie Aluminium haben, macht aber haptisch nicht ganz so viel her wie ein gefrästes Metallteil.

Als Bremshebel kommt im Pro-Set gleich der kürzere HC Ein-Finger-Hebel zum Einsatz. Für die Hebelweitenverstellung ist dann Werkzeug erforderlich: und zwar ein 3er-Inbus, und kein TX25 – wie an den restlichen Schrauben der MAGURA-Bremse. An der Geber- und Nehmer-Einheit lässt sich bei der MT5 Pro außerdem nicht so viel individualisieren wie bei der großen Schwester MT7. Lediglich Upgrades durch Original-Hebel und Beläge von MAGURA sind möglich – bunte und individuelle Abdeck-Cover sind hier Fehlanzeige.

Die MT5 Pro wird befüllt mit 200 cm langen Leitungen ausgeliefert und ist als Flip-Flop-Bremse ausgelegt. So kann sie je nach Belieben links oder rechts am Lenker montiert werden. Beim Kürzen der Leitungen ist nicht zwangsläufig Entlüften notwendig – was auch sonst mithilfe zweier Spritzen keine besonderen Schwierigkeiten darstellt. Als Medium in den Leitungen kommt MAGURAs Royal Blood – aka Mineralöl – zum Einsatz. Das macht nicht gleich blaues Blut, ist aber haut- und umweltverträglicher als DOT-Bremsflüssigkeit.

Der kurze Bremshebel hat zwar einen geringeren mechanischen Hebel, aber eine deutlich bessere Ergonomie als der lange Zwei-Finger-Bremshebel, der sich am Standardmodell der MT5 befindet.

Die MAGURA MT5 Pro Bremse im Test

Auf dem Trail zeigt sich die MAGURA MT5 Pro als eine solide Bremse mit Schwächen bei der maximalen Bremskraft. Die Modulation der Power ist zwar einfach und intuitiv, leider mangelt es ihr aber an Biss gegen Ende des Hebelwegs. Es ist viel Handkraft notwendig, um eine anständige Verzögerung zu erreichen. Was sich besser anfühlt und besser aussieht, ist nicht unbedingt stärker in der Verzögerung: Der Ein-Finger-Hebel ist ergonomischer, verstärkt laut Hebelgesetz aber die aufgewendete Kraft in einem geringeren Maß als ein längerer Hebel. Das kann vor allem auf langen, steilen Abfahrten Armpump bedeuten. Im Labor spiegelt sich die fehlende Kraft wider, was die Bremse auf den viertletzten Rang rutschen lässt – knapp vor den beiden SRAM CODE-Modellen Bronze und Ultimate und der letztplatzierten TRP Trail EVO. Tauscht man die MAGURA Performance-Bremsbeläge auf Sinter Green-Beläge, kann die Bremsleistung – auf dem Prüfstand von Sinter – nur um rund 5 % gesteigert werden. Das zeigt, dass die Original-Beläge schon ziemlich ausgefeilt sind. Zwar können die Bremshebel noch durch längere ersetzt werden, um die benötigte Fingerkraft durch einen längeren mechanischen Hebel zu reduzieren. Das geht dann aber zu Lasten der Ergonomie und des Cockpit-Setups. So ist die Bremse vor allem für Einsteiger geeignet, die nicht auf der Suche nach der maximalen Bremspower, sondern einer guten Modulation sind und sich über den geringeren Preis freuen werden.

Das Fazit zur MAGURA MT5 Pro

Die MAGURA MT5 Pro besticht durch einen sehr günstigen Set-Preis und kommt im Rundum-sorglos-Paket mit allem, was man braucht. In Sachen Bremspower kann sie aber weder auf dem Trail noch im Labor restlos überzeugen. Die MT5 Pro benötigt viel Fingerkraft für eine vergleichsweise geringe Verzögerung. Vorteile liegen in der guten und intuitiven Modulation der Bremskraft und den variablen Tuning-Möglichkeiten aus dem Haus MAGURA.

Tops

  • sehr fairer Set-Preis
  • viele Original-Zubehör- und -Tuning-Teile
  • gute Modulation

Flops

  • wenig Power
  • Hebelweitenverstellung nur mit Werkzeug
  • undefinierte Gewinde an Lenkerklemmung

Weitere Infos unter magura.com


Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Die beste MTB-Scheibenbremse – 14 Modelle im MTB-Bremsen-Test

Alle Bremsen im Test:
Formula Cura 4 | Hayes Dominion T4 | Hope Tech 4 V4 | MAGURA MT5 Pro | MAGURA MT7 | Shimano SLX | Shimano XT | Shimano XTR | SRAM CODE Bronze Stealth | SRAM CODE Ultimate Stealth | SRAM MAVEN Ultimate | Trickstuff MAXIMA | TRP DH-R EVO | TRP Trail EVO |


Hat dir dieser Artikel gefallen? Dann würde es uns sehr freuen, wenn auch du uns als Supporter mit einem monatlichen Beitrag unterstützt. Als ENDURO-Supporter sicherst du dem hochwertigen Bike-Journalismus eine nachhaltige Zukunft und sorgst dafür, das die Mountainbike-Welt auch weiter ein kostenloses und unabhängiges Leitmedium hat. Jetzt Supporter werden!

Text: Julian Schwede Fotos: Peter Walker