Schnauze voll von astronomischen Preisen für ein neues Mountainbike? Das ROSE BONERO 3 Hardtail ist das mit Abstand günstigste Bike im Test, soll aber trotzdem mit einer funktionellen Ausstattung, großer Vielseitigkeit und jeder Menge Trail-Spaß punkten – auch für erfahrene Biker. Geht das Konzept auf?

Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste Trail-Bike 2022 – 14 Modelle im Test

ROSE BONERO 3 | 140/ mm (v/h) | 12,8 kg in Größe L | 2.199€ | Hersteller-Website

Das ROSE BONERO 3 startet in den Trail-Bike-Vergleichstest als Außenseiter. Warum, sollte offensichtlich sein: Es ist das einzige Hardtail im Testfeld und mit einem Preis von 2.199 € mit einigem Abstand auch das günstigste Bike im Test. Durch den fehlenden Dämpfer ist es mit 12,9 kg zudem der leichteste Kandidat im Test – zusammen mit dem Leichtgewicht Mondraker Raze RR SL. Mit 140 mm Federweg an der Front soll es dennoch den meisten Trails gewachsen sein und richtet sich vor allem an Einsteiger und Wiedereinsteiger. Aber auch eingefleischte Enduristen sollen mit dem BONERO auf ihre Kosten kommen und an ihrer Technik feilen oder die Hometrails wieder spannend machen zu können.

Die Ausstattung des ROSE BONERO 3

Das ROSE BONERO 3 setzt auf Praktikabilität statt auf Angeberei. Der Rahmen hat die klassischen Formen eines Hardtails, weist aber einige durchdachte Features auf: Der Flaschenhalter kann an zwei verschiedenen Positionen angebracht werden, um im Rahmendreieck Platz für eine Bikepacking-Tasche zu schaffen. Und auch am Heck und Oberrohr finden sich Anschraubpunkte für Schutzbleche und Toolmount. Leider sind die Züge beim Eintritt in den Rahmen nicht geklemmt oder geführt, was zu leichtem Klappern führt. Das Unterrohr ist mit einem kleinen Plastikteil geschützt und auch Sitz- und Kettenstrebe sind abgedeckt, allerdings fällt hier der Schutz eher klein aus.

Mogelpackung
Eigentlich werkzeuglos einstellbar, aber nicht wirklich: Die Schrauben sind so schwergängig, dass man ohne Inbus keine Chance hat.
Dünn ist doof
Die verbauten Kenda Regolith Elite-Reifen sind sehr dünn. Gerade am Hardtail kann man von Reifen mit robuster Karkasse stark profitieren.
Drop it like it’s hot
Die 180 mm Hub der E*thirteen Vario Infinite-Dropper überzeugen und auch die Remote weist eine gute Haptik und Ergonomie auf.

ROSE BONERO 3

2.199 €

Specifications

Fork RockShox Pike Select+ Charger 2.1 140 mm
Seatpost E*thirteen Vario Infinite 180 mm
Brakes Formula Cura 4 200/180 mm
Drivetrain SRAM GX Eagle 1x12
Stem Levelnine Race 45 mm
Handlebar Levelnine Race Alu 780 mm
Wheelset DT Swiss M 1900 29"
Tires Kenda Regolith Elite SCT/Kenda Regolith Elite SCT 2,4/2,4

Technical Data

Size XS S M L XL XXL
Weight 12,8 kg

Specific Features

Tool-Mount


Tuning-Tipp: robustere Reifen für mehr Dämpfung, Traktion und Pannenschutz

Konzentriert auf das Wesentliche
Die Pike Select+ Gabel bietet – ebenso wie das Ultimate-Topmodell – eine Charger 2.1-Dämpfungskartusche, auf die Einstellung der High Speed Compression muss man allerdings verzichten.
Chamäleon
Durch die dritte Schraube kann man die Flaschenhalterung versetzen, um mehr Platz im Rahmen zu schaffen. So kann man das Rose, zum Bikepacking umrüsten.

An der Front des BONERO arbeitet die RockShox Pike Select+ Gabel. Diese besitzt die Charger 2.1-Dämpfungskartusche, mit dem einzigen Unterschied zum Ultimate-Topmodell, dass die High Speed Compression nicht eingestellt werden kann. Trail-Performance bietet sie dennoch ausreichend. Das Cockpit kommt von Levelnine und der Alu-Lenker ist 780 mm breit. Mit 180 mm bietet die E*thirteen Vario Infinite-Dropper ausreichend Hub und auch die Remote überzeugt mit guter Ergonomie und Haptik. Die Formula Cura 4-Bremse wird selten an Bikes verbaut, kann aber alle Tester mit ihrer Standfestigkeit überzeugen. Ein Problem an unserem Test-Bike ist allerdings, dass die eigentlich werkzeuglose Verstellung der Hebelweite so schwergängig ist, dass wir einen Inbus-Schlüssel brauchen, um sie einzustellen. Für das Einsatzgebiet des BONERO ist die Wahl der Scheibengröße mit 200 mm vorne und 180 mm hinten ausreichend.

Konzentration gefragt
Wie man im Gesicht unseres Testers Til sehen kann, ist Konzentration beim Fahren des BONERO gefragt.

Auch bei der Schaltung setzt ROSE auf Verlässlichkeit statt auf Prestige: Die verbaute SRAM GX Eagle 12-fach-Schaltung funktioniert sehr gut und bietet für den Preis eine herausragende Performance. Ebenso solide erweist sich der DT Swiss M 1900-Alu-Laufradsatz. Anders verhält es sich leider mit den verwendeten Kenda Regolith Elite-Reifen, die vorne und hinten aufgezogen sind. Die dünne Karkasse wird dem Einsatzgebiet nicht gerecht und besonders am Hardtail empfehlen wir euch robustere Reifen, die weniger Luftdruck erlauben und somit mehr Dämpfung, mehr Grip und eine bessere Pannensicherheit bieten.

Das Rose Bonero überzeugt mit durchdachten Komponenten und bietet einen hohen Spaßfaktor für alle Könnenstufen.

Die Geometrie des ROSE BONERO

Das ROSE BONERO wird in sechs Größen von XS bis XXL angeboten. In den beiden kleinsten Größen sind 27,5”-Laufräder verbaut, alle anderen Größen setzen auf 29er. Die Reach beträgt in der getesteten Größe L 485 mm, die Länge des Sitzrohrs 460 mm. Das ist sehr hoch und schränkt die Bewegungsfreiheit ein. Besonders bei einem Hardtail ist das unnötig, da die Geometrie des Rahmendreiecks durch den fehlenden Dämpfer viel freier gestaltet werden kann. Durch das gerade Sattelrohr hat man zudem keine Probleme mit der Einstecktiefe des Droppers. Und vor allem benötigt man durch das ungefederte Hinterrad die Bewegungsfreiheit auf dem Bike noch mehr, als bei einem Fully. Die Kettenstreben des BONERO verändern sich in jeder Größe, was die Balance für verschieden große Fahrer gleich halten soll. Bei einem Bike mit diesem Preisschild ist das selten und umso erfreulicher zu sehen.

Größe XS S M L XL XL
Sattelrohr 370 mm 400 mm 430 mm 460 mm 500 mm 540 mm
Oberrohr 543 mm 574 mm 613 mm 645 mm 678 mm 711 mm
Steuerrohr 100 mm 110 mm 100 mm 110 mm 125 mm 135 mm
Lenkwinkel 65° 65° 65° 65° 65° 65°
Sitzwinkel 76° 76° 76° 76° 76° 76°
Kettenstrebe 420 mm 425 mm 433 mm 438 mm 443 mm 448 mm
BB Drop 45 mm 40 mm 60 mm 60 mm 60 mm 60 mm
Radstand 1.112 mm 1.151 mm 1.201 mm 1.241 mm 1.281 mm 1.321 mm
Reach 395 mm 425 mm 455 mm 485 mm 515 mm 545 mm
Stack 594 mm 598 mm 633 mm 642 mm 656 mm 665 mm
Helm Giro Tyrant Spherical MIPS | Brille 100% S3 | Shirt YT Tech Jersey | Shorts Sweet Protection Hunter | Knieschoner 100% Teratec Plus | Schuhe Giro Chamber II | Socken SRAM

Das ROSE BONERO 3 auf dem Trail

Schwingt man seine Beine über den Sattel des BONERO, sitzt man angenehm und spürt bereits bei den ersten Pedalschlägen die super direkte Kraftübertragung. Das bedeutet jedoch auch, dass das ungefederte Heck weniger Komfort bei Schlaglöchern oder sonstigen Unebenheiten bietet. Tritt man bergauf, reagiert das ROSE schnell und ist durch den starren Hinterbau und das geringe Gewicht ziemlich spritzig. Über kleine Stufen oder Wurzeln kann man das Bike sehr leicht anheben, wird der Aufstieg technischer, wird aufgrund der geringeren Traktion jedoch eine vorausschauende Fahrweise gefordert.

Kurvenkönig
Gerade auf flowigen Strecken kann man mit dem BONERO durch das direkte Handling sehr viel Spaß haben.

Auch wenn man die Front in Richtung Tal neigt, ist das Handling intuitiv und direkt. Die Position auf dem Bike ist dabei leicht frontlastig, was etwas Sicherheit kostet, da so in steileren Passagen leichte Überschlagsgefühle aufkommen. Generell gilt mit dem BONERO: Je einfacher der Trail, desto spaßiger ist es. Strecken, die man sonst als unspektakulär abwinken würde, werden durch die direkte Fahrweise des Bikes und die zusätzliche Herausforderung wieder interessant. Wird es ruppiger, ist jedoch viel Aufmerksamkeit nötig und gerade bei Wurzeln oder Steinfeldern muss man besonders gut auf seine Linienwahl achten. Denn Feedback vom Untergrund wird direkt weitergegeben und das BONERO verzeiht kaum Fahrfehler. Auch körperlich ist die Abfahrt deutlich anstrengender als mit anderen Bikes im Test, da die fehlende Dämpfung am Heck mit Körperspannung und Kraft ausgeglichen werden muss.

Die Reifen des Bonero werden dem Einsatzgebiet nicht gerecht und gerade bei einem Hardtail bringen robuste Reifen viele Vorteile

Riding Characteristics

12

Uphill

1
  1. sluggish
  2. efficient

Agility

2
  1. cumbersome
  2. playful

Stability

3
  1. nervous
  2. confident

Handling

4
  1. demanding
  2. balanced

Suspension

5
  1. harsh
  2. plush

Fun Factor

6
  1. planted
  2. poppy

Value for money

7
  1. terrible
  2. very good

Intended Use

XC

8

Trail

9

Enduro

10

Downhill

11

Fazit

Das ROSE BONERO 3 ist ein Bike, das sowohl für Einsteiger, als auch Experten viel zu bieten hat. Bis auf die Reifen ist die Ausstattung absolut solide und der Preis sehr fair. Es stehen viele Größen zur Verfügung, auch wenn das hohe Sattelrohr die freie Auswahl etwas einschränkt. Auf dem Trail ist das Bike super direkt und verspielt, benötigt jedoch in ruppigen Abschnitten einiges an Aufmerksamkeit und Kraft. Es belohnt jedoch mit viel Fahrspaß und eröffnet auf bekannten Trails neue Horizonte.

Tops

  • durchdachte Komponentenwahl
  • hoher Spaßfaktor für alle Könnerstufen
  • Es ist ein Hardtail

Flops

  • Reifenwahl
  • eingeschränkte Bewegungsfreiheit durch hohes Sitzrohr
  • Es ist ein Hardtail ;)

Mehr Informationen findet ihr unter rosebikes.de

Das Testfeld

Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste Trail-Bike 2022 – 14 Modelle im Test

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Text: Simon Kohler Fotos: Peter Walker, Mike Hunger

Über den Autor

Simon Kohler

Simon liebt Geschwindigkeit. Als Downhill Skater ist er lange Zeit Rennen gefahren und mit seinem Longboard Alpenpässe runtergeknallt. Inzwischen hat er vier gegen zwei Reifen eingetauscht und heizt jetzt mit seinem Mountainbike auf Trails und Bikepark Lines. Bei verschiedensten Roadtrips durch die Alpen hat er seither einige der feinsten Trails Europas ausgekostet. Da er einige Zeit in Österreich gelebt hat, kennt er zudem die lokalen Bikeparks wie seine Westentasche. Durch sein Ingenieurstudium und seine Liebe zum Detail ist er ein echter Technik-Nerd und testet jetzt als Redakteur die aktuellsten Bikes und Parts auf Herz und Nieren. Als Frühaufsteher und selbsterklärter Müsli-Connaisseur lebt er sein Leben frei nach dem Motto „Powered by Oats. And also Legs.“