Das Mondraker Raze RR SL fällt auf! Es hebt sich von der Masse ab mit einem cleanen Look, filigranen und eleganten Linien sowie einer Lackierung, die einem förmlich ins Auge springt. Aber sind die 130 mm Federweg am Heck genug, um in unserem Trail-Bike-Vergleichstest zu überzeugen?

Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste Trail-Bike 2022 – 14 Modelle im Test

Mondraker Raze RR SL | 150/130 mm (v/h) | 12,9 kg in Größe L | 9.999€ | Hersteller-Website

In einem Wettbewerb, welches Bike am schnellsten aussieht, wäre das Mondraker Raze RR SL sicherlich ganz vorne mit dabei! Der Rahmen wirkt trotz auffälliger Farbgebung elegant, filigran, clean – und so, als könnte er geradezu über die Trails fliegen. Dass es mit 12,9 kg das leichteste Bike im Test ist, überrascht da nicht. Und das, obwohl es das Mondraker MIND-Telemetriesystem in die 130 mm Federweg am Heck und 150 mm an der Front mit verbaut hat. Das zeichnet die Fahrt auf und misst sogar Federwegsbewegung. Das hat jedoch auch alles seinen Preis und mit 9.999 € ist das Raze nicht gerade günstig.

Die Ausstattung des Mondraker Raze RR SL 2022

Der Carbonrahmen besitzt keine Kabelports, denn alle vorhandenen Züge laufen durch den Steuersatz ins Innere. Das unterstreicht den eleganten, aufgeräumten Look. Der minimalistische Sitz- und Kettenstrebenschutz ist schön in die Form des Rahmens integriert. Im Unterrohr findet sich eine Aussparung, in der eine FIDLOCK-Flasche mit Standard-Baseplate befestigt werden kann. Mithilfe einer Adapterplatte kann man jedoch auch jeden herkömmlichen Flaschenhalter montieren. Der Dämpfer ist durch einen kleinen Fender vor Beschuss durch Dreck geschützt und auch das Unterrohr ist mit einem kleinen Schutz aus Kunststoff versehen.

Klein, aber oho
Der Kettenstrebenschutz des Raze ist minimalistisch, aber schön in die Form des Rahmens integriert.
Meister Proper
So sauber sieht kein anderes Cockpit im Test aus! Meister Proper wäre stolz.
Fire in the Hole
Die SRAM G2 RSC ist in Kombination mit den kleinen 180-mm-Scheiben vorne und hinten die schlechteste Bremse im Test. Bei langen Abfahrten raucht sie schnell ab.

Mondraker Raze RR SL

9.999 €

Specifications

Fork FOX 36 Factory GRIP2 150 mm
Rear Shock FOX FLOAT DPS Factory 130 mm
Seatpost RockShox Reverb AXS 170 mm
Brakes SRAM G2 RSC 180/180 mm
Drivetrain SRAM X01/GX Eagle AXS 1x12
Stem ONOFF KRYPTON FG 40 mm
Handlebar ONOFF Krypton Carbon 800 mm
Wheelset DT Swiss XMC 1200 29"
Tires MAXXIS DISSECTOR, 3C, MaxxTerra, EXO+/MAXXIS Aggressor, DualCompound, EXO 2,4/2,3

Technical Data

Size S M L XL
Weight 12,9 kg

Specific Features

Mondraker Mind
Tool-Mount


Tuning-Tipp: größere Bremsscheiben | Reifen mit robusterer Karkasse und weicherer Gummimischung

Pappmaschee
Die Reifen sind zwar sehr leicht, dafür aber ziemlich dünn. Auf ruppigen Trails leiden hier schnell die teuren Carbonfelgen.
Where is my MIND?
Anders als die Pixies muss das Mondraker sein MIND nie suchen, denn es ist fest an Gabel und Dämpfer verbaut.

An der Front arbeitet die FOX 36 Factory-Federgabel mit GRIP2-Dämpfungskartusche. Sie bietet viel Einstellbarkeit und lässt sich so genau auf eure Wünsche abstimmen. Am Heck ist der FOX FLOAT DPS Factory-Dämpfer mit dreistufiger Plattformdämpfung verbaut. Im Gegensatz zum FOX FLOAT X, der an vielen anderen Bikes im Test arbeitet, hat er keinen Ausgleichsbehälter mit zusätzlichem Ölvolumen. Dadurch ist er etwas leichter, bietet jedoch weniger Einstellmöglichkeiten. Zudem erhitzt er sich durch das geringere Ölvolumen schneller, was die Dämpfung im Verlauf von langen Abfahrten verändert. Die Sattelstütze ist kabellos, besitzt 170 mm Hub und hört auf den Namen RockShox Reverb AXS. Für ein modernes Bike in Rahmengröße L ist das im Vergleich zur Konkurrenz etwas zu kurz.

Klettermax
Durch das geringe Gewicht und den antriebsneutralen Hinterbau klettert das Raze wie eine Bergziege.

Auch geschaltet wird kabellos: Das SRAM X01 AXS-Schaltwerk und die 12-fach-Kassette sind Highend-Komponenten, während die Kette und der Schalthebel aus der günstigeren SRAM GX AXS-Serie stammen. Das bringt lediglich ein minimales Mehrgewicht mit und hat keinen Einfluss auf die Trail-Performance. Das Cockpit besteht aus Komponenten der hauseigenen Marke ONOFF: Der Krypton-Vorbau ist mit dem 800 mm breiten Krypton-Carbon-Lenker kombiniert. Durch die kabellosen Hebel, die per Matchmaker an den Bremsschellen befestigt sind und die Kabelführung in den Steuersatz ist es das cleanste Bike im Test. Gebremst wird mit der SRAM G2 RSC mit 180-mm-Bremsscheiben vorne und hinten. Sie bietet werkzeuglose Hebelweiten- und Druckpunktverstellung sowie den sogenannten SwingLink, der den Leerweg des Hebels verkürzen und die Dosierbarkeit verbessern soll. Trotzdem ist die G2 in Kombination mit zu kleinen Scheiben die schlechteste Bremse im Test und reicht nicht aus für sportivere Fahrer oder alle, die über 70 kg wiegen. Hier raten wir euch dringend zu einem Update – zumindest bei der Scheibengröße.

Die verbauten XMC 1200 Carbon-Laufräder von DT Swiss sind für den Trail-Einsatz entwickelt und die leichtesten aus dem Testfeld. Vorne kommt ein MAXXIS DISSECTOR-Reifen mit EXO+ Karkasse in der harten MaxxTerra-Gummimischung zum Einsatz. Hinten rollt ein MAXXIS Aggressor mit EXO-Karkasse und der leichten, aber weniger griffigen DualCompound-Gummimischung. Diese Reifen passen leider nicht zum Einsatzgebiet und dem Potenzial des Raze und auch hier ist ein Upgrade angebracht. Vorne raten wir euch zu einer weicheren Gummimischung wie z. B. MaxxGrip von MAXXIS und hinten zu einer robusteren Karkasse wie MAXXIS Doubledown, um die teuren Carbonfelgen vor Durchschlägen zu schützen und mehr Kurvengrip zu bekommen.

Die Geometrie des Mondraker Raze RR SL 2022

Das Mondraker Raze RR SL wird in vier Größen von S bis XL angeboten. Es hat mit 495 mm in Größe L den längsten Reach im Test, wobei das Sattelrohr mit 445 mm dazu angenehm kurz ist. In Kombination mit der voll versenkbaren Sattelstütze bringt das viel Bewegungsfreiheit auf dem Trail. Die Kettenstreben haben eine Länge von 435 mm und sind über alle Rahmengrößen gleich.

Größe S M L XL
Sattelrohr 375 mm 415 mm 445 mm 500 mm
Oberrohr 595 mm 620 mm 645 mm 670 mm
Steuerrohr 90 mm 100 mm 115 mm 130 mm
Lenkwinkel 65,5° 65,5° 65,5° 65,5°
Sitzwinkel 76,5° 76,5° 76,5° 76,5°
Kettenstrebe 435 mm 435 mm 435 mm 435 mm
BB Drop 30 mm 30 mm 30 mm 30 mm
Radstand 1.193 mm 1.217 mm 1.243 mm 1.269 mm
Reach 455 mm 475 mm 495 mm 515 mm
Stack 608 mm 617 mm 631 mm 645 mm
Helm Troy Lee Designs A2 | Glasses Alpina BONFIRE | Hippack Camelbak Podium Flow 4 | Jacke Specialized Altered Trail Rain Jacket | Shorts Gore C5 | Schuhe Giro Chamber II

Das Mondraker Raze RR SL 2022 auf dem Trail

Rollt man in der Ebene, hat man mit dem Mondraker Raze RR SL durch sein geringes Gewicht und die leicht rollenden Reifen viel Vortrieb, die Sitzposition ist angenehm und aufrecht. Sobald man in den Climb startet, fühlt man sich sehr zentral und weit nach vorne gezogen. Auch auf steilen Rampen habt ihr guten Druck auf dem Vorderrad und der Hinterbau wippt keinen Millimeter. Trotzdem spricht er bei Schlaglöchern oder sonstigen Unebenheiten fein an und bietet so ausreichend Komfort – das macht das Raze zum besten Kletterer des Tests.

Das niedrige Gewicht zusammen mit dem antriebsneutralen, aber trotzdem sensiblen Hinterbau machen das Mondraker Raze RR SL zum besten Kletterer des Tests.

Warpspeed
Das Raze RR SL ist direkt und anspruchsvoll zu fahren, dafür ist es unter einem erfahrenen Piloten aber auch so schnell, wie es aussieht.

Startet ihr auf den Trail, zeigt sich, dass das Mondraker ein super direktes Handling besitzt: Lenkimpulse werden sofort auf den Boden gebracht. Das Bike lässt sich aktiv und sportlich fahren, erfordert aber auch eine aufmerksame Fahrweise und einige Fahrskills. Falls ihr etwas zu heiß in ein Steinfeld reinbrettert, werden Schläge und Rutscher direkt an euch weitergegeben und ihr müsst schnell und gekonnt reagieren. Durch diese Direktheit ist es etwas anstrengender zu fahren als z. B. das Canyon Spectral 125. Das Fahrwerk der beiden Bikes bietet viel Pop und Gegenhalt, das Mondraker liefert jedoch mehr Traktion. Wenn man die nötige Fingerpower hat, um mit den unterdimensionierten Bremsen zurechtzukommen, dann bietet das Raze auf Highspeed-Passagen mehr Sicherheit. Und man kann den Anker noch etwas später vor der Kurve werfen.

Das Mondraker Raze RR SL gibt Feedback direkt an den Fahrer weiter und erfordert so viel Aufmerksamkeit und hohe Fahrskills.

Riding Characteristics

12

Uphill

1
  1. sluggish
  2. efficient

Agility

2
  1. cumbersome
  2. playful

Stability

3
  1. nervous
  2. confident

Handling

4
  1. demanding
  2. balanced

Suspension

5
  1. harsh
  2. plush

Fun Factor

6
  1. planted
  2. poppy

Value for money

7
  1. terrible
  2. very good

Intended Use

XC

8

Trail

9

Enduro

10

Downhill

11

Fazit

Das elegante, cleane Mondraker Raze RR SL ist das leichteste Bike im Test, was ihm viel Vortrieb beim Pedalieren gibt. Dank seinem antriebsneutralen Hinterbau ist es zudem der beste Kletterer. Sein Nachteil: Die Bremsen und Reifen werden dem Einsatzgebiet nicht gerecht. In der Abfahrt ist es super direkt und spritzig – muss aber auch aktiv gefahren werden. Unter einem erfahrenen Piloten, der mit dem Feedback des Bikes umgehen kann, ist es dafür allerdings genau so schnell, wie es aussieht.

Tops

  • sehr leicht und spritzig im Uphill
  • cleaner Look und elegante Designsprache
  • Fahrwerk mit viel Pop und Gegenhalt
  • geübte Fahrer profitieren von super direktem Handling

Flops

  • Bremsen und Reifen passen nicht zum Einsatzgebiet
  • erfordert hohe Könnerstufe

Mehr Informationen findet ihr unter mondraker.com

Das Testfeld

Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste Trail-Bike 2022 – 14 Modelle im Test

Alle Bikes im Test: Atherton AM.150 (Zum Test) | Bold Linkin 135 Ultimate (Zum Test) |
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Text: Simon Kohler Fotos: Peter Walker, Mike Hunger

Über den Autor

Simon Kohler

Simon liebt Geschwindigkeit. Als Downhill Skater ist er lange Zeit Rennen gefahren und mit seinem Longboard Alpenpässe runtergeknallt. Inzwischen hat er vier gegen zwei Reifen eingetauscht und heizt jetzt mit seinem Mountainbike auf Trails und Bikepark Lines. Bei verschiedensten Roadtrips durch die Alpen hat er seither einige der feinsten Trails Europas ausgekostet. Da er einige Zeit in Österreich gelebt hat, kennt er zudem die lokalen Bikeparks wie seine Westentasche. Durch sein Ingenieurstudium und seine Liebe zum Detail ist er ein echter Technik-Nerd und testet jetzt als Redakteur die aktuellsten Bikes und Parts auf Herz und Nieren. Als Frühaufsteher und selbsterklärter Müsli-Connaisseur lebt er sein Leben frei nach dem Motto „Powered by Oats. And also Legs.“