„Das Top Fuel 9.9 fliegt über Singletrails und bügelt die Abfahrten hinab, glänzt aber ganz besonders, wenn es bei zermürbenden Langstreckenrennen sein Potenzial voll entfalten kann.“ So das Versprechen von Trek. Ob sie Wort halten können und wie sich das Trek Top Fuel 9.9 X01 gegen seinen Bruder, das Fuel EX, schlägt, erfahrt ihr hier!

Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste Mountainbike 2021 – 22 Modelle im Test

Trek Top Fuel 9.9 X01 | 120/115 mm (v/h)
11,54 kg in Größe L | 8.999 € | Hersteller-Website

115 mm Federweg am Heck, 11,5 kg Gesamtgewicht und eine auf Leichtbau getrimmte Ausstattung – wie viel Spaß kann man mit der Vollcarbon-Rakete aus Wisconsin haben? Genauso wie sein großer Bruder, das Fuel EX, besitzt das Top Fuel einen ABP-Hinterbau. Allerdings kommt er mit 15 mm weniger Federweg und Standard FOX DPS Factory-Dämpfer ohne Thru Shaft-Dämpfertechnologie. Der Dämpfer besitzt einen am Lenker bedienbaren Dual Remote-Lockout, welcher mit der verbauten FOX 34 Gabel mit 120 mm Federweg gekoppelt ist. Zusätzlich zu Bremsen, Schaltung und Sattelstütze sorgt er für eine Menge Hebel und ein unaufgeräumtes Cockpit. Damit bei einem Sturz aber keine Kabel abgerissen werden, hat Trek im Lenkkopflager das Knock Block-System integriert, das den Lenkanschlag limitiert. Das soll auch den Rahmen im Falle eines Sturzes vor Beschädigung schützen und stört beim Fahren auf dem Trail nicht. Das Unterrohr besitzt einen großen Schutz aus Kunststoff, um den Carbon-Rahmen vor anfliegenden Steinen zu schützen. Auch die Kettenstrebe hat einen ausreichend groß dimensionierten und gut platzierten Schutz erhalten und verhindert nerviges Kettenschlagen. Leider fehlt dem Top Fuel – im Gegensatz zu den anderen Mountainbikes aus dem Trek-Portfolio – ein im Unterrohr verstecktes Staufach. Das bedeutet für viele Fahrer, dass sie einen Rucksack oder ein Hip Bag mit sich führen müssen.

Durch Leichtbau-Ausstattung zum Überflieger mit dem Trek Top Fuel 9.9 X01

Das 8.999 € teure Trek Top Fuel 9.9 X01 ist auf Leichtbau getrimmt und ist mit 11,5 kg das leichteste Bike in unserem großen Mountainbike-Vergleichstest. Das gelingt ihm jedoch nicht ohne Abstriche in der Trailperformance und so ist an der Front die leichte FOX 34 Factory Step-Cast verbaut. Mit dem Step-Cast-Chassis spart FOX gegenüber einer herkömmlichen 34er einiges an Gewicht ein. Davon können aber nur sehr leichte Fahrer profitieren. Denn bei schnellen und schweren Fahrern verwindet sich die Gabel in Senken und Kompressionen – das kostet Präzision und Selbstvertrauen. Sie kommen bei harten, schnellen Schlägen auch an das Limit der FIT4-Dämpfung. Bei den Reifen setzt Trek auf ihre Hausmarke Bontrager und verbaut die sehr leichten XR3 Team Issue-Reifen mit pannenanfälliger Karkasse und flachem Profil. Das verringert den Rollwiderstand und das Gewicht, kostet aber in Kurven und beim Anbremsen eine Menge Traktion und kann im Zusammenhang mit den verbauten Bontrager Line Elite 30 Carbon-Laufrädern zu einem teuren Schaden führen. Wir raten dazu, schon beim Händler die Reifen zu tauschen.

Das Trek Top Fuel 9.9 X01 meistert sportlich schnelle Ausritte ebenso gut wie lange Touren und überzeugt mit einer angenehmen Sitzposition.

Wer mehr Abfahrts-Performance sucht, kann sich am Heck einen robusten, aber schnell rollenden Semi-Slick und an der Front einen griffigen Reifen mit grobem Profil montieren. Gebremst wird mit einer SRAM G2 RSC, die eine werkzeuglose Hebel- und Bremspunktverstellung ermöglicht. Kombiniert sind die Bremsen mit kleinen 180- bzw. 160-mm-Bremsscheiben. Um souverän zu stoppen, müsst ihr hier ordentlich zu packen. Obendrein überhitzen die kleinen Scheiben auf längeren Abfahrten. Ein hochwertiges SRAM X01 12-fach-Schaltwerk und X01-Trigger kombinieren die Amerikaner mit der günstigeren, aber auch schwereren SRAM GX 10–52-Kassette. Bei den restlichen Teilen setzt Trek auf ihre Hausmarke und so sind ein 750 mm breiter Bontrager Line Pro Carbon-Lenker und eine Bontrager Line-Sattelstütze mit 170 mm Hub verbaut. Der Hebel für die Sattelstütze ist mit dem Lockout für Dämpfer und Gabel kombiniert. Hier muss man auf dem Trail aufpassen, damit man nicht den falschen Hebel erwischt!

Heiß, heißer, 160 mm
Die viel zu kleinen Bremsscheiben am Heck in Kombination mit der schwachen SRAM G2 RSC-Bremse sorgen für reichlich Feuer unterm Arsch. Hier kann alternativ eine 180-mm-Scheibe verbaut werden. Mehr geht nicht.
Selbst Beethoven hätte sich hier verspielt
Die unzähligen Hebel am Cockpit sorgen für reichlich Fehlgriffe auf dem Trail und man hat das Gefühl, gerade die fünfte Sinfonie zu spielen.

Trek Top Fuel 9.9 X01

8.999 €

Specifications

Fork FOX 34 FIT 4 120 mm
Rear Shock FOX DPS Factory 115 mm
Seatpost Bontrager Line Elite 170 mm
Brakes SRAM G2 RSC 180/160 mm
Drivetrain SRAM XO1 Eagle 1x12
Stem Bontrager Kovee Pro (35) 70 mm
Handlebar Bontrager Line Pro OCVL 750 mm
Wheelset Bontrager Line Elite 30 29"
Tires Bontrager XR3 Team Issue 2,4

Technical Data

Size S M M/L L XL XXL
Weight 11,54 kg


Error 404 – Grip not found
Nach Grip und Pannenschutz sucht man hier lange und die Bontrager XR3 Team Issue werden ihrem Namen gerecht und sorgen für eine Menge Probleme.
Kommandoturm
Anders als GRAN FONDO-Chefredakteur Ben, der das Bike in diesem Setup gefahren ist, empfehlen wir für eine angenehmere Sitzposition und mehr Kontrolle bergab, die vielen ab Werk mitgelieferten Spacer unter dem Vorbau zu verbauen.
Leichtbau
Die verbaute FOX 34 FIT4-Step-Cast ist dank ihres veränderten Castings leichter, liefert aber durch die schlechtere Kartusche und fehlende Steifigkeit eine schlechte Performance ab.

Die Geometrie des Trek Top Fuel 9.9 X01

Das Trek Top Fuel ist in sechs Größen von S bis XXL erhältlich. Damit will der Hersteller aus Wisconsin eine Größenspanne von 153 cm bis 203 cm abdecken. Ebenfalls gibt es die für Trek typische Zwischengröße ML, welche vielen Fahrern ermöglicht, zwischen mindestens zwei passenden Rahmengrößen zu wählen. Die Rahmengröße S erhält eine angepasste Rahmensilhouette mit einem leichten Knick im Oberrohr. Der an der Sitzstrebe integrierte Flip-Chip ermöglicht eine Verstellung zwischen Low und High, um die Geometrie des Rahmens auf die persönlichen Vorlieben anzupassen. Wir sind die meiste Zeit unseres Tests im Low Setting gefahren, bei dem das Tretlager um 7 mm tiefer, der Lenkwinkel um 0,5° flacher und der Reach um 5 mm kürzer ist. Das Top Fuel besitzt in Größe L und dem Low Setting einen Reach und eine Sattelrohrlänge von 470 mm. So liegt der Reach im Mittelfeld unserer Test-Bikes, jedoch ist die Länge des Sattelrohrs an der oberen Grenze. Das führt trotz des niedrigen Oberrohrs zu weniger Bewegungsfreiheit durch die Höhe des Sattels. Ein Upsizing auf ein längeres Rad ist dann nicht möglich – schade! Mit 603 mm besitzt das Top Fuel den niedrigsten Stack im Testfeld. Das kompensiert es durch einen hohen und unschönen Spacerturm unter dem Vorbau. So steigert das Bike, trotz seines kurzen Steuerrohrs, die effektive Lenkerhöhe.

Größe S M M/L L XL XXL
Sattelrohr 394 mm 419 mm 445 mm 470 mm 521 mm 570 mm
Oberrohr 564 mm 599 mm 615 mm 632 mm 651 mm 677 mm
Steuerrohr 90 mm 90 mm 90 mm 100 mm 110 mm 120 mm
Lenkwinkel 67,5° 67,5° 67,5° 67,5° 67,5° 67,5°
Sitzwinkel 75,0° 75,0° 75,0° 75,0° 75,0° 75,0°
Kettenstrebe 435 mm 435 mm 435 mm 435 mm 435 mm 435 mm
BB Drop 36 mm 36 mm 36 mm 36 mm 36 mm 36 mm
Radstand 1.117 mm 1.152 mm 1.168 mm 1.186 mm 1.207 mm 1.234mm
Reach 405 mm 440 mm 456 mm 470 mm 487 mm 510 mm
Stack 594 mm 594 mm 594 mm 603 mm 612 mm 622 mm
Helm POC Kortal Race MIPS | Brille POC Crave Clarity | Jacke GRAN FONDO Hemd | Hose GORE Vent

Kann das Trek Top Fuel 9.9 X01 mit seinen Cross-Country Race-Genen auf dem Trail überzeugen?

Geht es bergauf, macht das Top Fuel seinem Namen alle Ehre. Flink und selbst für lange Touren geeignet. In der Ebene überzeugt es mit einer bequemen Sitzposition und ermöglicht schnelle, sportliche Laps genauso gut wie große Runden. Es ist antrittsstark und lässt sich mit offenem Dämpfer ohne großen Kraftverlust fahren. Der aktive Hinterbau sorgt in der Theorie für massig Traktion im technischen Uphill, die in der Praxis jedoch durch den geringen Grip des durchdrehenden Reifens verpufft. Wird es richtig steil, zwingt das Top Fuel den Fahrer zu einer aktiven Gewichtsverlagerung nach vorne. An steilen Rampen positioniert der flache Sitzwinkel seinen Fahrer zu weit über dem Heck, sodass das Vorderrad den Bodenkontakt verliert. Trotzdem zieht das Bike mit Leichtigkeit an seinem direkten Konkurrenten, dem Merida NINETY-SIX 8000, in allen Situationen vorbei. Ist man auf Forststraßen unterwegs, sorgt der Griff zum Lockout-Hebel für ein extrem straffes Fahrwerk und dank seiner leichten Laufräder beschleunigt das Top Fuel willig. Kletterasse, wie das YT Izzo und Yeti SB115, überholt es so problemlos.

Wer weniger Augenmerk auf Abfahrts-Performance legt, findet mit dem Top Fuel ein tourentaugliches Bike, was mit robusteren Reifen auch auf langsamen Singletrails Spaß macht. Dennoch ist sein Bruder, das Fuel EX, der bessere Allrounder.

Tuning-Tipps: robustere und grobstolligere Reifen | 180-mm-Bremsscheibe am Heck

Doch kann das Trek Top Fuel 9.9 X01 den Vorsprung im Downhill nicht behalten und es mangelt ihm, auch dank der verbauten Reifen, an Grip in Kurven und Traktion beim Anbremsen. Damit kann es sein volles Potenzial nicht ausnutzen. Sein hohes und steifes Cockpit sorgt für ein großes Sicherheitsgefühl. Doch kostet das dem Top Fuel Präzision und erfordert Kraft, da Schläge sehr direkt an den Fahrer weitergeleitet werden und schnell zu Armpump führen. Auf einfachen Singletrails mit flachen Passagen kann das Top Fuel seine Stärken ausspielen und lässt sich intuitiv und einfach fahren. Werden die Trails jedoch zu schnell und ruppig oder besitzen sie große Stufen, kommt das Bike an sein Limit. Hier muss es sich klar Rädern wie dem Yeti SB115 geschlagen geben. Auf ruppigen Trails hat auch sein großer Bruder, das Trek Fuel EX, die Nase vorn. Obendrein ist das Fuel EX bergauf nur unwesentlich langsamer, besitzt aber mehr Reserven und ein größeres Einsatzgebiet im Downhill.

Riding Characteristics

12

Uphill

1
  1. sluggish
  2. efficient

Agility

2
  1. cumbersome
  2. playful

Stability

3
  1. nervous
  2. confident

Handling

4
  1. demanding
  2. balanced

Suspension

5
  1. harsh
  2. plush

Fun Factor

6
  1. planted
  2. poppy

Value for money

7
  1. terrible
  2. very good

Intended Use

XC

8

Trail

9

Enduro

10

Downhill

11

Fazit

Das Trek Top Fuel 9.9 X01 muss sich im direkten Vergleich seinem Bruder Fuel EX geschlagen geben. Es hat bergauf die Nase zwar leicht vorn, kann aber bergab mit der Laufruhe und Fahrwerks-Performance des Trek Fuel EX nicht mithalten. In Summe liefert das Fuel EX einen deutlich breiteren Einsatzbereich und mehr Trail-Fahrspaß – sogar in der deutlich günstigeren, von uns getesteten 9.8 GX-Version. Wer weniger Augenmerk auf Abfahrt-Performance legt, findet mit dem Top Fuel ein tourentaugliches Bike, was mit robusteren Reifen auch auf einfachen Singletrails Fahrspaß bereitet.

Tops

  • sehr antrittsstark
  • einfaches und intuitives Handling

Flops

  • Bontrager XR3-Reifen mit wenig Traktion
  • Trigger-Chaos am Cockpit sorgt für Fehlgriffe
  • riesiger Spacerturm unterm Vorbau
  • keine Trek-typische Tool-Box
  • wenig Vorteile gegenüber dem Fuel EX mit dessen deutlich breiteren Einsatzbereich

Mehr Informationen findet ihr unter trekbikes.com

Das Testfeld

Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste Mountainbike 2021 – 22 Modelle im Test

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Text: Peter Walker Fotos: Diverse

Über den Autor

Peter Walker

Peter ist nicht nur ein Mann der Worte, sondern auch der Taten. Mit ernsthaften Bike- und Schrauber-Skills, seiner Motocross-Historie, diversen EWS-Teilnahmen und über 150 Bikepark-Tagen in Whistler – ja, der Neid der meisten Biker auf diesem Planeten ist ihm gewiss – ist für Peter kein Bike zu kompliziert und kein Trail zu steil. Gravel und Rennrad kann er übrigens auch! Das für unsere redaktionelle Arbeit wichtige Thema Kaufberatung hat Peter in Vancouvers ältestem Bike-Shop von der Pike auf gelernt und setzt sein Know-how auch im journalistischen Alltag um. Wenn er nicht gerade die Stuttgarter Hometrails auf neuen Test-Bikes unsicher macht, genießt er das Vanlife mit seinem selbst ausgebauten VW T5. Dass er dazu noch ausgebildeter Notfallsanitäter ist, beruhigt seine Kollegen bei riskanten Fahrmanövern. Zum Glück mussten wir Peter bislang nie bei seinem Spitznamen „Sani-Peter“ rufen. Wir klopfen auf Holz, dass es dazu auch nie kommen wird!