Das Santa Cruz 5010 macht den Parkplatz zum Funpark und den Trail zu seinem Spielplatz. Wer ein wendiges Bike mit intuitivem Handling sucht, wird hier fündig. Doch welche Vor- und Nachteile ergeben sich aus den kleinen 27,5”-Laufrädern und kann es mit der Highspeed-Performance der Konkurrenz mithalten?

Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste Mountainbike 2021 – 22 Modelle im Test

Santa Cruz 5010 X01 | 140/130 mm (v/h)
13,35 kg in Größe L | 8.399 € | Hersteller-Website

Klein aber fein! Das Santa Cruz 5010 CC X01 ist im Jahr 2021 ein Außenseiter in Sachen Laufradgröße und eines der wenigen Bikes mit 27,5”-Rädern vorne wie hinten. Es liefert 140 mm Federweg an der Front und besitzt wie sein kleiner Bruder, das Tallboy, den für Santa Cruz typischen Twin-Link-Hinterbau. Damit generiert das Bike 130 mm Federweg am Heck. Das 5010 verspricht vom Singletrail bis hin zur großen Jumpline alles mitzumachen. Der schön verarbeitete und schlichte Vollcarbon-Rahmen des von uns getesteten 5010 CC X01-Modells besitzt, wie der Name schon sagt, die hochwertigeren CC-Carbonfasern und ist damit etwas leichter, aber auch teurer als die günstigere Alternative mit C-Carbon. Unser Santa Cruz 5010 CC X01 kommt in Größe L auf ein Gesamtgewicht von 13,35 kg. Der Rahmen besitzt einen sehr gut dimensionierten Ketten- und Sitzstrebenschutz, der Geräuschentwicklungen effektiv verhindert. Großzügig geschützt ist auch das Unterrohr, so können dem Carbon-Rahmen heranfliegende Steinen nichts anhaben. Der verbaute Shuttle-Guard sorgt dafür, dass das Bike unbeschadet auf dem Pick-up zum Trail-Einstieg transportieren werden kann. Dämpfer und Umlenkung werden von einem Fender vor Dreckbeschuss bewahrt. Alle Züge verlaufen innerhalb des Rahmens und sorgen für einen aufgeräumten Look. Leider klappern sie beim Fahren. Hier könnt ihr mit etwas Isoliertape nachhelfen und so schnell für Ruhe sorgen.

Die Ausstattung unseres Santa Cruz 5010 CC X01 Test-Bikes

Das 8,399 € teure Santa Cruz 5010 CC X01 setzt auf eine RockShox Pike Ultimate-Gabel und einen Super Deluxe Ultimate-Dämpfer. Er liefert bei den schwer einsehbaren Hinterbauten von Santa Cruz einen Vorteil gegenüber dem Tallboy: Durch den aufgedruckten SAG-Indikator ist das Setup einfacher und zügiger erledigt als beim FOX-Pendant. Auch bei den restlichen Anbauteilen setzen die Kalifornier auf Teile von SRAM und RockShox und so besitzt das Rad eine lupenreine SRAM X01 12-fach-Schaltgruppe und die mit 175 mm Hub (Größe L) bestückte RockShox Reverb Stealth-Sattelstütze. Der zugehörige Hebel besitzt eine tolle Ergonomie und benötigt dank hydraulischer Ansteuerung wenig Bedienkräfte. Als Bremse kommt eine SRAM G2 RSC zum Einsatz, die eine werkzeuglose Bremspunkt- und Hebelverstellung bietet. Sie ist allerdings mit 180-mm-Bremsscheiben vorne wie hinten ausgerüstet, überhitzt deshalb schnell und benötigt viel Fingerkraft. Das führt zu Armpump und kann mit dem Potenzial des Bikes nicht mithalten. Bei den Reifen setzt das 5010 auf den MAXXIS Minion DHR II mit EXO-Casing. Einziger Unterschied zwischen Vorder- und Hinterreifen: die weichere MaxxGrip-Mischung an der Front im Gegensatz zur MaxxTerra-Version am Heck. Hier hat Santa Cruz clever kombiniert und sorgt für viel Traktion bei akzeptablem Rollwiderstand. Zusätzlich ist an unserem Bike das 1.200 € teure Upgrade auf die Santa Cruz Reserve 30 Carbon-Laufräder verbaut. Wir raten bei dieser Wahl am Heck zu einer robusteren Karkasse des Reifens, um den Carbon-Laufradsatz vor harten Durchschlägen zu schützen.

Flip it
Backflips können wir zumindest nicht, aber den in der Dämpferaufnahme integrierten Chip flippen auch wir.
Klapperschlange
Die Züge klappern am Ein- bzw. Ausgang und verursachen so nervige Geräusche auf dem Trail. Mit etwas Isoliertape um die Züge ist das Problem zwar schnell, aber nicht wirklich elegant behoben.

Santa Cruz 5010 X01

8.399 €

Specifications

Fork RockShox Pike Ultimate 140 mm
Rear Shock RockShox Super Deluxe Ultimate 130 mm
Seatpost RockShox Reverb Stealth 175 mm
Brakes SRAM G2 RSC 180/180 mm
Drivetrain SRAM XO1 Eagle 1x12
Stem Burgtec Enduro MK3 42 mm
Handlebar Santa Cruz Carbon Riser 800 mm
Wheelset Santa Cruz Reserve 30 Carbon 27,5"
Tires MAXXIS Minion DHRII EXO 3C MaxxTerra/DHRII EXO+ 3C MaxxTerra 2,4

Technical Data

Size XS S M L XL
Weight 13,35 kg


Hier gilt: mehr = besser
Wir wünschen uns zumindest an der Front eine größere Bremsscheibe, um dem Potenzial des Bikes gerecht zu werden und mehr Sicherheit zu gewährleisten.
Reserve …
… bietet die dünne Karkasse wenig und so sind Durchschläge auf den hauseigenen Reserve Carbon-Felgen vorprogrammiert und ein teures Unterfangen.
Da schau her
Die bei RockShox integrierte SAG-Anzeige macht das Einstellen des Dämpfers einfacher als bei den Modellen von FOX, die keinen Indikator besitzen.

Die Geometrie des Santa Cruz 5010 CC X01

Das Santa Cruz 5010 ist in fünf Größen von XS bis XL erhältlich und soll so eine Größenspanne der Fahrer von 142 cm bis 193 cm abdecken. Durch das mit 430 mm (Größe L) kurze Sitzrohr bietet Santa Cruz die Möglichkeit, das Bike nach der gewünschten Länge, passend zur eigenen Vorliebe oder dem Fahrstil zu wählen. Hier verändert sich der Reach pro Rahmengröße um 25 mm und liegt bei 475 mm in Größe L. Ebenfalls wachsen die Kettenstreben mit der Rahmengröße mit. Das ermöglicht ein gleichbleibendes Fahrverhalten bei alle Größen – top! Durch das kleine Laufrad und – im Vergleich zu 29”-Bikes – in allen Rahmengrößen sehr kurzen Kettenstreben ergibt sich ein super wendiges Fahrverhalten. Die Kettenstrebenlänge bei Größe L beträgt lediglich 429 mm. An der Umlenkung ist ein Flip-Chip integriert, der die Anpassung von Tretlagerhöhe und Progressivität des Dämpfers zwischen High nach Low ermöglicht. Wir haben die meisten Zeit unseres Tests im Low-Setting verbracht. So besitzt der Dämpfer mehr Progression, das Tretlager ist um 4 mm tiefer und der Lenkwinkel wird um 0,3° flacher. Wer sein Rad auf Uphill-Performance trimmen möchte, kann hier das hohe Setting wählen.

Durch die unverwechselbare Silhouette und dem typischen Twin-Link-Hinterbau ist das 5010 auf den ersten Blick als Santa Cruz erkennbar.

Größe XS S M L XL
Sattelrohr 370 mm 380 mm 405 mm 430 mm 460 mm
Oberrohr 524 mm 555 mm 585 mm 616 mm 646 mm
Steuerrohr 100 mm 120 mm 135 mm 150 mm 165 mm
Lenkwinkel 65,5° 65,7° 65,7° 65,7° 65,7°
Sitzwinkel 77,9° 77,6° 77,4° 77,2° 77,0°
Kettenstrebe 423 mm 423 mm 426 mm 429 mm 432 mm
BB Drop 16 mm 16 mm 16 mm 16 mm 16 mm
Radstand 1.128 mm 1.162 mm 1.193 mm 1.224 mm 1.255 mm
Reach 400 mm 425 mm 450 mm 475 mm 500 mm
Stack 572 mm 590 mm 604 mm 618 mm 631 mm
Helm Fox Speedframe | Brille 100% Speedcraft | Hippack Bontrager Rapid | Shirt Fox Ranger Jersey
Hose Fox Flexair | Knieschoner AMPLIFI MKX | Schuhe Five Ten Kestrel Lace MTB SPD

Den Trail zum Spielplatz – So fährt sich das Santa Cruz 5010 CC X01

Im Uphill kann das 5010 mit einer aufrechten und bequemen Sitzposition überzeugen, wobei die Gewichtsverteilung, dank des steileren Sitzwinkels, zentraler als beim Tallboy ist. Dadurch steht der Dämpfer hoch im Federweg und der effiziente Hinterbau sorgt dafür, dass der Climb-Switch beim 5010 nicht benötigt wird und super Traktion generieren kann. An größeren Kanten oder ruppigen Passagen bleibt das Bike vor allem am Vorderrad mit seinen kleineren Laufrädern spürbar leichter hängen als die Konkurrenz mit 29”-Rädern, und so muss man das Rad gezielt über Hindernisse heben oder diese vermeiden, was Kraft kostet. Hier ziehen ähnlich verspielte Bikes wie das RAAW Jibb an ihm vorbei.

BMX-Feeling auf 27,5”-Rädern! Das Santa Cruz 5010 macht den langweiligsten Trail zu seinem Spielplatz.

Tuning-Tipps: 200-mm-Bremsscheibe an der Front | Züge am Eingang besser fixieren

Bewegt man sich jedoch hauptsächlich auf Forststraßen bergauf, kann das 5010 gut mithalten und auch bei steilen Rampen an der Konkurrenz dranbleiben. Bergab weiß das 5010 die Vorteile der kleinen 27,5”-Räder zu nutzen und vermittelt BMX-Feeling pur! Das super wendige und verspielte Bike lässt sich mit Leichtigkeit um enge Kurven winden oder aufs Hinterrad ziehen. Es ist intuitiv zu steuern und lädt auch unerfahrene Biker ein, mit dem Gelände zu spielen. So müssen sich Räder wie das Yeti SB115 ganz neue Linien auf dem Trail zeigen lassen und die Agilität und Präzision des 5010 verleitet zu höher, weiter, querer. Der Hinterbau vermittelt spürbar mehr Federweg als er besitzt und liefert gleichzeitig genug Gegenhalt und Traktion, um an Kanten abzuziehen oder in Wurzelfeldern die Kontrolle zu behalten. Hier liegen Welten zwischen den beiden Geschwistern. Wo man mit dem Tallboy aktiv mitarbeiten muss, fährt das 5010 wie von alleine. Wird der Trail verblockt und die Hindernisse größer, bekommt man schnell die Nachteile der kleinen Laufräder zu spüren und wer hier nicht aufpasst, kann schon mal über den 800 mm breiten und steifen Carbon-Lenker geworfen. In Kombination mit dem hauseigenen Reserve-Laufradsatz ist der Lenker maßgeblich an der hohen Präzision und dem direkten Lenkverhalten des Bikes beteiligt, führt aber zusätzlich zur Bremse, schnell zu Armpump und kostet Kraft. Ähnlich intuitive Bikes wie das Nukeproof Reactor zehren mit ihren weniger direkten, aber komfortableren Komponenten nicht so sehr an den Kräften wie das 5010 und können mit mehr Laufruhe und besserem Überrollverhalten glänzen. Dafür macht es bei keinem anderen Bike so laut Braaap im nächsten Anlieger wie mit dem 5010.

Riding Characteristics

12

Uphill

1
  1. sluggish
  2. efficient

Agility

2
  1. cumbersome
  2. playful

Stability

3
  1. nervous
  2. confident

Handling

4
  1. demanding
  2. balanced

Suspension

5
  1. harsh
  2. plush

Fun Factor

6
  1. planted
  2. poppy

Value for money

7
  1. terrible
  2. very good

Intended Use

XC

8

Trail

9

Enduro

10

Downhill

11

Fazit

Santa Cruz hält mit dem 5010 CC X01 sein Marketingversprechen. Die kleinen Laufräder, das agile Handling und das super Fahrwerk machen den Trail zum Spielplatz und selbst kleinste Hindernisse werden zu Absprüngen. Bergab ist es am liebsten auf Flow- und Jumplines mit hohem Speed und maximaler Airtime unterwegs, während es in ruppigen Steinfeldern und im technischen Uphill die Konkurrenz ziehen lassen muss. Dennoch liefert es ein fettes Grinsen und ist in Sachen Wendigkeit die Benchmark.

Tops

  • sehr hoher Fahrspaß und super agil
  • gutmütig und intuitiv zu fahren
  • sehr komfortabel für längere Touren

Flops

  • ermüdend und fordernd auf ruppigen Strecken
  • Bremsen überhitzen schnell

Mehr Informationen findet ihr unter santacruzbicycles.com

Das Testfeld

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Text: Peter Walker Fotos: Diverse

Über den Autor

Peter Walker

Peter ist nicht nur ein Mann der Worte, sondern auch der Taten. Mit ernsthaften Bike- und Schrauber-Skills, seiner Motocross-Historie, diversen EWS-Teilnahmen und über 150 Bikepark-Tagen in Whistler – ja, der Neid der meisten Biker auf diesem Planeten ist ihm gewiss – ist für Peter kein Bike zu kompliziert und kein Trail zu steil. Gravel und Rennrad kann er übrigens auch! Das für unsere redaktionelle Arbeit wichtige Thema Kaufberatung hat Peter in Vancouvers ältestem Bike-Shop von der Pike auf gelernt und setzt sein Know-how auch im journalistischen Alltag um. Wenn er nicht gerade die Stuttgarter Hometrails auf neuen Test-Bikes unsicher macht, genießt er das Vanlife mit seinem selbst ausgebauten VW T5. Dass er dazu noch ausgebildeter Notfallsanitäter ist, beruhigt seine Kollegen bei riskanten Fahrmanövern. Zum Glück mussten wir Peter bislang nie bei seinem Spitznamen „Sani-Peter“ rufen. Wir klopfen auf Holz, dass es dazu auch nie kommen wird!