Mit dem Tracer 279 S schlägt Intense neue Wege ein. Bisher waren die Kalifornier eher als Boutique-Marke mit hohen Preisen bekannt. Der rote Blitz zählt in unserem Test nun zu den günstigsten Bikes, wirkt gleichzeitig super schick und sieht verdammt schnell aus. Wie schlägt sich das Tracer auf dem Trail?

Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste Enduro-Bike 2023 – 14 Modelle im Test

Intense Tracer 279 S | 170/170 mm (v/h) | 29″/27,5″
16,5 kg in Größe L | 6.999 € | Hersteller-Website

Das Intense Tracer 279 S macht auf den ersten Blick klar, was seine Intention ist: ein Baller-Bike! Woran erkennt man das? Zum einen ist Rot natürlich schnell und zum anderen bringt das 16,5 kg schwere Tracer S einen Stahlfederdämpfer und Downhill-Bereifung an Front und Heck mit. Wie der Zusatz 279 vermuten lässt, hat es eine Mullet-Laufradkonfiguration mit einem 29”-Rad an der Front und 27,5” am Heck. Es gibt das Tracer allerdings auch als reinrassiges 29er. Lange war Intense als Boutique-Marke mit sehr hohen Preisen bekannt, das Tracer 279 S ist mit einem Preis von 6.999 € jedoch eines der günstigsten Bikes im Test. Und das, obwohl der Bolide mit 170 mm Federweg vorne und hinten das Top-Spec-Modell ist.

Das Intense Tracer 279 S 2022 im Detail

Der Rahmen des Intense ist gut geschützt: Am Unterrohr befindet sich ein durchgehender Schutz aus Kunststoff, oberhalb des Dämpfers ist ein großer Fender angebracht und auch der Kettenstrebenschutz ist weit nach oben gezogen und verhindert so nerviges Klappern effektiv. Zudem hat das Unterrohr eine „Chad Storage System“ bezeichnete Staumöglichkeit. Die Öffnung am tiefsten Punkt des Rahmens stellt sicher, dass keine Kleinteile in den Carbon-Rohren verloren gehen können. Das Fach ist geräumig genug, um Schlauch, Tools und Snacks unterzubringen. Eine kleine Tasche ist inklusive und soll verhindern, dass Gegenstände im Fach herumklappern. Die Klappe lässt sich einfach und intuitiv öffnen und schließt sicher und fest. Allerdings ist sie während der Fahrt auch dem vollen Dreckbeschuss ausgesetzt.

Der Schein täuscht
Das Intense wirkt wie ein brutales Baller-Gerät. Durch das intuitive Handling sind aber auch enge und langsame Sektionen kein Problem.

Die Ausstattung des Intense Tracer 279 S 2022

Das Intense Tracer 279 S hat eine Ausstattung, die man so an Serien-Bikes eher selten sieht. Den Anfang macht dabei das Fahrwerk von Öhlins: vorne arbeitet die RXF 38 m.2-Gabel mit 170 mm Federweg und hinten der TTX 22 M-Stahlfederdämpfer, der dem Hinterbau ebenfalls 170 mm entlockt. Die E*thirteen Vario Infinite-Dropper kann mit ihrer Ergonomie überzeugen, allerdings liegt sie mit ihren 180 mm Hub deutlich unter den durchschnittlichen 190 mm des Tests und schränkt damit die Bewegungsfreiheit auf dem Bike ein. Die verbaute MAGURA MT7-Bremse ist die einzige MAGURA im Test, kann aber mit starker Performance überzeugen. Geschalten wird mechanisch mit einer Mischung aus 12-fach SRAM GX- und X01-Komponenten. Der Renthal FatBar-Lenker besteht aus Alu und hat eine Breite von 800 mm. Die E*thirteen LG1 Enduro Alu-Laufräder haben den Test unbeschadet überstanden, jedoch haben wir mit ihnen bereits mehrfach schlechte Erfahrungen gemacht. Sie sind aus einer weichen Legierung hergestellt und die Speichen lockerten sich schnell. Überzeugt haben uns die Reifen: MAXXIS ASSEGAI in MaxxGrip-Gummimischung mit DH-Karkasse an Front und Heck! Damit sollte klar sein, dass das Tracer zum Ballern gemacht ist. Durch die weiche Gummimischung und das tiefe Profil am Heck büßt man allerdings Effizienz beim Pedalieren und Haltbarkeit ein. Zum Schutz des Kettenblatts sind eine Kettenführung und ein Bashguard angebracht.

Damn, Daniel
Die MAXXIS ASSEGAI-Reifen mit DH-Karkasse sind eine Ansage! Auf der Abfahrt sind sie sehr stark, kosten allerdings auch Körner beim Klettern.
Vor- und Nachteile
Das Chad Storage System-Staufach ist von unten zugänglich. Dadurch kann nichts im Rahmen verloren gehen, der Deckel ist allerdings dem Dreckbeschuss ausgesetzt.
Kurz und knackig
Die E*thirteen Vario Infinite-Dropperpost überzeugt mit guter Bedienbarkeit. Mit 180 mm Hub ist sie allerdings auf der kürzeren Seite.
Einzelstück
Als einziges Bike im Test hat das Intense mit den MT7 Bremsen von MAGURA verbaut. Diese performen sehr gut.
Nicht mit gutem Gewissen
Die E*thirteen LG1 Enduro Alu-Laufräder sind eher weich und haben so in der Vergangenheit schon öfter für lockere Speichen oder Dellen in der Felge gesorgt. Im Test hatten wir damit keine Probleme.

Intense Tracer 279 S

6.999 €

Specifications

Fork Öhlins RXF 38 M.2 170 mm
Rear Shock Öhlins TTX 22 M Coil 170 mm
Seatpost E*thirteen Vario Infinite 180 mm
Brakes MAGURA MT7 200/200 mm
Drivetrain SRAM GX/X01 Eagle 1x12
Stem Intense Recon 40 mm
Handlebar Renthal FatBar Alu 800 mm
Wheelset E*thirteen LG1 Enduro Alu 29"/27,5"
Tires MAXXIS ASSEGAI, DH Casing, 3C MaxxGrip/MAXXIS ASSEGAI, DH Casing, 3C MaxxGrip 2,5/2,5

Technical Data

Size S M L XL
Weight 16,5 kg

Specific Features

Staufach
Flip-Chip

Die Geometrie des Intense Tracer 279 S 2022

Das Intense Tracer 279 S wird in 4 Größen von S bis XL angeboten. Damit sollen Fahrer von 154 cm bis 198 cm bedient werden. Der Reach fällt mit 475 mm für ein Bike in Größe L vergleichsweise kurz aus, das Sattelrohr mit 440 mm aber eher lang. Das schränkt die Bewegungsfreiheit auf dem Trail etwas ein. In der oberen Hinterbau-Wippe ist ein Flip-Chip verbaut, mit dem sich die Geometrie feintunen lässt: Damit kann man den Reach um 5 mm verlängern und Sitz- und Lenkwinkel um 0,5° versteilern. Wir sind das Bike primär im Low-Setting gefahren und würden euch das Gleiche für maximale Bergab-Performance empfehlen.

Größe S M L XL
Sattelrohr 385 mm 418 mm 440 mm 465 mm
Oberrohr 557 mm 589 mm 617 mm 644 mm
Steuerrohr 90 mm 100 mm 110 mm 120 mm
Lenkwinkel 64,5° 64,5° 64,5° 64,5°
Sitzwinkel 77,9° 77,9° 77,9° 77,9°
Kettenstrebe 437 mm 437 mm 437 mm 437 mm
BB Drop 5 mm 5 mm 5 mm 5 mm
Radstand 1.193 mm 1.228 mm 1.257 mm 1.286 mm
Reach 425 mm 455 mm 480 mm 505 mm
Stack 618 mm 627 mm 636 mm 645 mm
Helm Smith Session MIPS | Brille 100% Glendale | Hip Pack CAMELBAK Podium Flow 4 | Jacke Rapha Trail Lighweight | Hose Mons Royale Virage Pants | Schuhe Fizik Gravita Versor | Socken Mons Royale Signature Crew Socks

Das Intense Tracer 279 S 2022 auf dem Trail

Nimmt man auf dem Intense Tracer 279 S Platz, sitzt man direkt angenehm und fühlt sich weder zu weit vorne noch zu weit hinten. Das Fahrwerk ist relativ straff beim Pedalieren und der Griff zum Climb Switch somit überflüssig. Allerdings steigt die Front bei steilen Anstiegen und die weichen, grobstolligen Reifen zollen ihren Tribut. Damit ist das Tracer ein solider Kletterer, das in etwa mit dem Hope HB916 oder dem Santa Cruz Megatower vergleichbar ist, die Uphills bleiben aber eher Mittel zum Zweck.

Die Downhill-Reifen an Front und Heck zeigen bereits die Intention des Bikes: Mit dem Tracer kann man es ordentlich krachen lassen.

Arbeitstier
Das Fahrwerk des Intense ist eines der besten im Test und hat auf alle Fahrsituationen eine Antwort.

Bereits auf der ersten Abfahrt haben wir uns auf dem Intense pudelwohl gefühlt. Das sehr einfache und intuitive Handling gibt einem sofort viel Selbstvertrauen auf dem Bike.

Startet man bergab auf den Trail, fühlt man sich gut in das Bike integriert und das Handling ist sehr intuitiv. Das bedeutet, dass man kaum Eingewöhnungszeit benötigt, um sich auf dem Tracer wohlzufühlen und auch, wenn man müde oder unkonzentriert ist, noch sicher den Berg herunterkommt. Kleine Fahrfehler verzeiht das Intense und die Balance zwischen Front und Heck ist gut. Das Bike setzt Impulse schnell und präzise um, flinke Wechsel auf die Highline oder kleine Linienkorrekturen gehen ohne Probleme von der Hand. Das Fahrwerk gehört zu den besten im Test und lässt sich mit denen der beiden SIMPLON-Bikes vergleichen: Es bietet viel Gegenhalt, sodass sich über Wellen oder in Anliegern gut Schwung generieren lässt, aber bietet dennoch viel Traktion beim Bremsen und genug Reserven, um euch Knöchelbrüche bei großen Schlägen zu ersparen. Man bekommt auf dem Tracer viel Feedback vom Untergrund und weiß somit immer, was das Bike gerade unter einem macht. Allerdings wird es bei hohen Geschwindigkeiten etwas unruhig.

Tuning-Tipp: Hinterreifen mit härterer Gummimischung und flacherem Profil, falls mal viel aus eigener Kraft tritt

Riding Characteristics

12

Uphill

1
  1. sluggish
  2. efficient

Agility

2
  1. cumbersome
  2. playful

Stability

3
  1. nervous
  2. confident

Handling

4
  1. demanding
  2. balanced

Suspension

5
  1. harsh
  2. plush

Fun Factor

6
  1. planted
  2. poppy

Value for money

7
  1. terrible
  2. very good

Intended Use

XC

8

Trail

9

Enduro

10

Downhill

11

Fazit

Das Intense Tracer 279 S sieht mit seiner Rennwagen-roten Farbe nicht nur verdammt schnell aus, sondern zeigt auch eine konsequente Ausstattung, die für den harten Einsatz gemacht ist. Die DH-Reifen an Front und Heck sprechen hier für sich. Das Tracer ist mit seinem starken Fahrwerk bestens zum Ballern geeignet, was aber nicht immer nur stumpf geradeaus sein muss. Mit seinem sehr intuitiven Handling und der hohen Agilität macht es auch in langsameren, steilen Tech-Sektionen eine gute Figur.

Tops

  • sehr intuitiv und einfach zu fahren
  • starker Spec
  • geiles Fahrwerk

Flops

  • eingeschränkte Bewegungsfreiheit

Mehr Informationen findet ihr unter intensecycles.com

Das Testfeld

Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste Enduro-Bike 2023 – 14 Modelle im Test

Alle Bikes im Test: Canyon Strive CFR 8 (Zum Test) | Deviate Claymore (Zum Test) | Hope HB916 (Zum Test) | Intense Tracer 279 S | MERIDA ONE-SIXTY 8000 (Zum Test) | Mondraker Carbon Foxy RR (Zum Test) | Norco Range C1 (Zum Test) | Santa Cruz Megatower X01 AXS RSV (Zum Test) | Santa Cruz Nomad X01 AXS RSV (Zum Test) | SIMPLON Rapcon 170/165 (Zum Test) | SIMPLON Rapcon Pmax TQ 170/165 (Zum Test) | Specialized Stumpjumper EVO Elite Alloy (Zum Test) | Yeti 160E T1 (Zum Test) | Yeti SB160 T3 (Zum Test)


Hat dir dieser Artikel gefallen? Dann würde es uns sehr freuen, wenn auch du uns als Supporter mit einem monatlichen Beitrag unterstützt. Als ENDURO-Supporter sicherst du dem hochwertigen Bike-Journalismus eine nachhaltige Zukunft und sorgst dafür, das die Mountainbike-Welt auch weiter ein kostenloses und unabhängiges Leitmedium hat. Jetzt Supporter werden!

Text: Simon Kohler Fotos: Peter Walker, Mike Hunger

Über den Autor

Simon Kohler

Simon liebt Geschwindigkeit. Als Downhill Skater ist er lange Zeit Rennen gefahren und mit seinem Longboard Alpenpässe runtergeknallt. Inzwischen hat er vier gegen zwei Reifen eingetauscht und heizt jetzt mit seinem Mountainbike auf Trails und Bikepark Lines. Bei verschiedensten Roadtrips durch die Alpen hat er seither einige der feinsten Trails Europas ausgekostet. Da er einige Zeit in Österreich gelebt hat, kennt er zudem die lokalen Bikeparks wie seine Westentasche. Durch sein Ingenieurstudium und seine Liebe zum Detail ist er ein echter Technik-Nerd und testet jetzt als Redakteur die aktuellsten Bikes und Parts auf Herz und Nieren. Als Frühaufsteher und selbsterklärter Müsli-Connaisseur lebt er sein Leben frei nach dem Motto „Powered by Oats. And also Legs.“