Das Santa Cruz Bronson CC X01 hat den härtesten Job von allen. Es muss sich mit dem geringsten Federweg im Test gegen die großen Jungs behaupten. Allerdings ist es auch das einzige Bike im Test, das speziell auf seine unterschiedlichen Laufradgrößen konstruiert wurde! Bringt das Mullet-Setup Vorteile und kann es im Downhill punkten?

Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste Enduro-Bike 2022 – 11 Modelle im Test

Santa Cruz Bronson CC X01 AXS | 160/150 mm (v/h)
13,95 kg in Größe L | 9.999 € | Hersteller-Website

Santa Cruz geht mit dem neuen Bronson einen Schritt weiter und setzt ihren Fokus auf ein Mullet-Setup. Während andere Hersteller wie z. B. Orbea die Möglichkeit bieten, durch Adapter oder Flip-Chips die Laufradgröße zu verändern, ist das Bronson nur mit kleinem Hinterrad verfügbar. Noch dazu besitzt das Bronson CC X01 AXS lediglich 160 mm Federweg an der Front und 150 mm am Heck – so wenig wie kein anderes Bike im Test. Von ihrer Designsprache ist Santa Cruz jedoch nicht abgewichen und das neue Bronson ist durch seinen VPP-Hinterbau bereits von Weitem als solches zu erkennen. Auch beim Rahmenmaterial halten sie an alten Gewohnheiten fest und bieten den neuen Bronson Carbon-Rahmen als C- oder CC-Version an. Das bedeutet, dass bei den Varianten mit CC-Rahmen hochwertigere Carbonfasern verwendet werden. So kann mit weniger Lagen – sprich geringerem Gewicht – dieselbe Steifigkeit erreicht werden. Sitz- und Kettenstrebe sind durch einen großen Kunststoffschutz geschützt, ein zusätzlicher Shuttle Guard am Unterrohr schont den Rahmen beim Transport auf dem Pick-up. Zudem bewahrt ein kleiner Fender am Heck den Dämpfer vor anfliegenden Dreck und Steinen, schränkt aber auch die Erreichbarkeit des Dämpfers ein. Einen speziellen Mount für Tools oder eine Storage-Möglichkeit besitzt das Santa Cruz jedoch nicht.

Alles andere als Durchschnitt: Die Ausstattung des Santa Cruz Bronson CC X01

Auch mit der Ausstattung des 9.999 € teuren Santa Cruz Bronson CC X01 AXS setzen sich die Kalifornier vom Testfeld ab und verbauen als einziger Hersteller ein Fahrwerk, das aus einer FOX 36 Factory GRIP2-Gabel und einem RockShox-Dämpfer besteht. Der Grund dafür: Der Hinterbau des Bronson wurde speziell auf den RockShox Super Deluxe-Dämpfer abgestimmt. Auch bei der Wahl der Bremsen fällt das Bronson auf. Leider im Negativen, denn die SRAM CODE RSC-Vierkolbenbremse besitzt nur an der Front eine 200-mm-Bremsscheibe. Am Heck kommen lediglich 180 mm zum Einsatz. Das sorgt dafür, dass die Bremse stark überhitzt und schnell zu Armpump führt.

Traumpaar
Der Hinterbau des Bronson wurde speziell auf die Verwendung mit einem RockShox Super Deluxe-Dämpfer ausgelegt. Er sorgt für super Feedback vom Untergrund und ausreichend Traktion.
Feuerball
Die kleine 180-mm-Bremsscheibe am Heck verwandelt sich schon nach wenigen Tiefenmetern in einen glühenden Ball und sorgt dafür, dass ihr noch stärker am Hebel ziehen müsst. Das gibt schnell Armpump.
Daumenschmaus
Die Remote der RockShox Reverb Stealth-Sattelstütze überzeugt mit geringen Bedienkräften, starker Ergonomie und gelungener Haptik. Warum kein Modell mit 200-mm-Hub verbaut wurde, ist uns jedoch ein Rätsel.

Santa Cruz Bronson CC X01 AXS

9.999 €

Specifications

Fork FOX 36 Factory GRIP2 160 mm
Rear Shock RockShox Super Deluxe Ultimate 150 mm
Seatpost RockShox Reverb Stealth 175 mm
Brakes SRAM CODE RSC 200/180 mm
Drivetrain SRAM X01 Eagle AXS 1x12
Stem Burgtec Enduro MK3 45 mm
Handlebar Santa Cruz 35 Carbon Bar 800 mm
Wheelset Santa Cruz Reserve V2 / Industry Nine 1/1 29/27,5
Tires MAXXIS Minion DHF/MAXXIS Minion DHR II 2,5/2,4

Technical Data

Size XS S M L XL
Weight 13,95 kg


Carport
Unter dem kleinen Fender sitzt der in der Umlenkung integrierte Flip-Chip. Mit ihm lassen sich Lenk- und Sitzwinkel sowie Tretlagerhöhe verstellen.
Wie sie sehen, sehen sie nichts
An der versteckten ISCG-Halterung könnte man eine Kettenführung und einen Bashguard anbringen. Schaden würde das dem Bronson nicht!
Das leidige Thema
Pannenanfällige Karkassen und teure Carbon-Felgen sollten auf so potenten Bikes nicht kombiniert sein. Hier müsst ihr immer einen Kompromiss eingehen.

Ähnliches gilt bei der Wahl der Reifen und Laufrad-Kombination. Die MAXXIS-Reifen kommen in der dünnwandigen EXO+ Karkasse. Montiert auf den hauseigenen Reserve V2 Carbon-Laufrädern kann das schnell zum teuren Totalausfall führen. Wir raten euch, den 2,5” Minion DHF an der Front und den 2,4” Minion DHR2 am Heck gegen eine Variante mit robusterer Karkasse zu tauschen. Das Bronson CC X01 schafft es damit auf 13,9 kg und ist somit das leichteste Bike im Test. Geschalten wird elektronisch mit einer SRAM X01 AXS. Bei der Sattelstütze wurde auf die herkömmliche Variante von RockShox gesetzt. Die Remote der Reverb Stealth-Stütze mit 175 mm Hub überzeugt durch geringe Bedienkräfte und starker Ergonomie.

Parade-Disziplin
So spaßig und einfach fährt nur das Bronson um Kurven.
Eigentor
Scandi-Flick vor der Kurve? Kein Problem mit dem Bronson. Nachteil: Die Kurve dreht um 180° und ratet mal, wer eine Menge Dreck ins Gesicht bekommen hat …

Die Geometrie des Santa Cruz Bronson

Das neue Bronson wird es in fünf Rahmengrößen von XS – XL zu kaufen geben. Das coole daran: Ihr habt durch das niedrige Sitzrohr (430 mm in Größe L) und die volle Einstecktiefe freie Größenwahl, ganz nach eigener Vorliebe. Wir haben uns für Rahmengröße L mit einem Reach von 475 mm entschieden. Hier hat die Front eine Höhe von 635 mm und die Kettenstrebenlänge liegt bei 438 mm. Letztere wächst für jede Rahmengröße mit und sorgt dafür, dass auch besonders kleine oder große Fahrer ein ausgewogenes Bike erhalten. Durch einen an der Dämpfer-Umlenkung integrierten Flip-Chip lässt sich der Lenkwinkel um 0,2°, der Sitzwinkel um 0,6° und die Tretlagerhöhe um 3 mm anpassen. Wir bevorzugen selbstverständlich das Low-Setting.

Das Santa Cruz Bronson CC X01 ist der absolute Kurven-König im großen Enduro-Vergleichstest. Agil, intuitiv und mit ausreichend Feedback über den Untergrund zirkelt es um jedes Eck.

Größe XS S M L XL
Sattelrohr 370 mm 380 mm 405 mm 430 mm 460 mm
Oberrohr 536 mm 570 mm 599 mm 623 mm 653 mm
Steuerrohr 110 mm 100 mm 110 mm 120 mm 135 mm
Lenkwinkel 64,7° 64,7° 64,7° 64,7° 64,7°
Sitzwinkel 77,6° 77,2° 77,1° 76,9° 76,7°
Kettenstrebe 427 mm 431 mm 435 mm 438 mm 442 mm
BB Drop 10 mm 29/10 mm 29/10 mm 29/10 mm 29/10 mm
Radstand 1.149 mm 1.188 mm 1.221 mm 1.249 mm 1.284 mm
Reach 405 mm 430 mm 455 mm 475 mm 500 mm
Stack 594 mm 617 mm 626 mm 635 mm 649 mm
Helm IXS Trigger AM | Jersey IXS Carve X | Shorts ION Scrub AMP
Knieschoner IXS Carve EVO+ | Schuhe PEARL iZUMi X-Alp Launch SPD

Ein fettes Grinsen und hohe Staubfontänen – Das Bronson CC X01 auf dem Trail

Das Bronson überzeugt durch eine sehr bequeme und entspannte Sitzposition, womit es sich auch für richtig lange Touren eignet. In steilen Passagen hilft das erhöhte Heck des WTB-Sattels, die Front aktiv zu belasten, und hält die Bequemlichkeit bei. Zum Climb-Switch des Dämpfers haben wir nicht gegriffen, denn das Bronson klettert mit einer soliden Traktion den Trail hoch und das leichte Wippen des Hinterbaus ist durchaus vertretbar.

Steil ist geil! Aber Highspeed mag das Bronson CC X01 nicht, denn hier fehlt es dem Bike an Laufruhe.

Spielraum
In steilem Gelände vermittelt das Bronson viel Sicherheit und ermöglicht ausreichend Bewegungsfreiheit.

Geht es abwärts, fährt das Bronson am allerliebsten Kurven – das dann zwar nicht am schnellsten im Testfeld, aber am spaßigsten. Die Agilität, die dem des Pivot Firebird und YT Capra gleichkommt, vereinfacht das Ganze noch. Dazu kommt das super intuitive Handling und die ausgewogene Balance auf dem Bike. Der straffe Hinterbau liefert viel Feedback vom Untergrund und besitzt ausreichend Reserven. Im Gegensatz zum Firebird verspringt das Rad auch nicht, falls ihr mal unaufmerksam oder müde werdet. Hier hilft auch die verbaute FOX 36-Gabel, die mehr Komfort und Verwindung ermöglicht, bei schweren Fahrern in harten Kompressionen jedoch an Präzision einbüßen muss. Das niedrige Sitzrohr und das kleine Hinterrad sorgen auch im richtig steilen Gelände für ausreichend Bewegungsfreiheit. Werden die Trails jedoch schneller, mangelt es dem Bronson an Laufruhe und man wird dazu verleitet, früher das Gas rauszunehmen. Im Testfeld ist lediglich das GT noch unruhiger bei hoher Geschwindigkeit. Wer also gerne mit einem fetten Grinsen durch Anlieger räubert und den Slogan „Good times, not fast times“ auf dem T-Shirt stehen hat, findet mit dem Bronson das perfekte Bike, das auch nicht vor der ein oder anderen Spitzkehre, Drop oder steilen Passage halt macht. Zum Fest- und Draufhalten ist das Santa Cruz jedoch nicht gemacht.

Tuning-Tipps: größere Bremsscheibe am Heck | robustere Reifen, wie z. B. MAXXIS Doubledown

Riding Characteristics

12

Uphill

1
  1. sluggish
  2. efficient

Agility

2
  1. cumbersome
  2. playful

Stability

3
  1. nervous
  2. confident

Handling

4
  1. demanding
  2. balanced

Suspension

5
  1. harsh
  2. plush

Fun Factor

6
  1. planted
  2. poppy

Value for money

7
  1. terrible
  2. very good

Intended Use

XC

8

Trail

9

Enduro

10

Downhill

11

Fazit

Das Santa Cruz Bronson CC X01 steht für Spaß! Es ist der absolute Kurvenkönig, springt agil von Anlieger zu Spitzkehre und lässt sich auch im steilen Terrain noch sicher manövrieren. Highspeed mag es aber nicht und ein paar Anpassungen an der Ausstattung solltet ihr vornehmen, um schnelle Ermüdung und teure Schäden zu vermeiden. Denn die dünnwandigen Reifen und kleinen Bremsscheiben werden dem Potenzial des Bikes nicht gerecht.

Tops

  • intuitives Handling
  • Hinterbau mit ordentlich Reserven
  • viel Bewegungsfreiheit

Flops

  • Ausstattung wird dem Potenzial nicht gerecht
  • vermisst Laufruhe bei Highspeed

Mehr Informationen findet ihr unter santacruzbicycles.com

Das Testfeld

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Text: Peter Walker Fotos: Peter Walker

Über den Autor

Peter Walker

Peter ist nicht nur ein Mann der Worte, sondern auch der Taten. Mit ernsthaften Bike- und Schrauber-Skills, seiner Motocross-Historie, diversen EWS-Teilnahmen und über 150 Bikepark-Tagen in Whistler – ja, der Neid der meisten Biker auf diesem Planeten ist ihm gewiss – ist für Peter kein Bike zu kompliziert und kein Trail zu steil. Gravel und Rennrad kann er übrigens auch! Das für unsere redaktionelle Arbeit wichtige Thema Kaufberatung hat Peter in Vancouvers ältestem Bike-Shop von der Pike auf gelernt und setzt sein Know-how auch im journalistischen Alltag um. Wenn er nicht gerade die Stuttgarter Hometrails auf neuen Test-Bikes unsicher macht, genießt er das Vanlife mit seinem selbst ausgebauten VW T5. Dass er dazu noch ausgebildeter Notfallsanitäter ist, beruhigt seine Kollegen bei riskanten Fahrmanövern. Zum Glück mussten wir Peter bislang nie bei seinem Spitznamen „Sani-Peter“ rufen. Wir klopfen auf Holz, dass es dazu auch nie kommen wird!