Das Rocky Mountain Altitude C90 Rally Edition 2021 geht als Titelverteidiger ins Rennen um die besten Enduro-Bikes 2022. Sein RIDE-9-System mit unzähligen Geometrie- und Kinematik Anpassungen und die hochwertige Ausstattung machen Eindruck. Kann es mit seinen Allround-Eigenschaften glänzen und sich erneut gegen die Konkurrenz durchsetzen?

Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste Enduro-Bike 2022 – 11 Modelle im Test

Rocky Mountain Altitude C90 Rally Edition | 170/160 mm (v/h)
14,3 kg in Größe L | 9.900 € | Hersteller-Website

Im großen Vergleichstest ist das Rocky Mountain Altitude C90 Rally Edition 2021 der alte Hase und das einzige Bike, das nicht erst dieses Jahr vorgestellt wurde. Aber das hat seinen guten Grund: Auf der Suche nach dem besten Enduro-Bike 2021 hat das Altitide voll abgeräumt und darf für das Jahr 2022 seinen Titel gegen die neuesten Bikes verteidigen. Es rollt auf 29”-Laufrädern und besitzt 170 mm Federweg an der Front, gepaart mit 160 mm am Heck. Durch das in der Dämpferaufnahme integrierte RIDE-9-System lassen sich die Geometrie und Kinematik des Altitude in – wer hätte es gedacht – neun verschiedenen Einstellungen verstellen. Zusätzlich lässt sich die Kettenstrebenlänge via Flip-Chip anpassen und ihr benötigt keine zusätzlichen Teile, da ihr einfach die Bremsaufnahme drehen könnt. Die Rahmen-Plattform teilt sich das Altitude übrigens mit seinem kleinen Bruder, dem Instinct. Auch auf einen Tool-Mount am Rahmen verzichten die Kanadier. Flaschenhalter, Sitzstreben-, Kettenstreben- und Unterrohrschutz sowie einen extra Shuttle-Guard hat es aber spendiert bekommen. Zusätzlich besitzt es noch einen kleinen Fender am Sitzrohr, um die Umlenkung vor Steinen und Dreck zu bewahren. Alle Züge sind sauber im Inneren des Rahmens verlegt und an Ein- bzw. Ausgang ausreichend geklemmt.

Edel, edel: Die Ausstattung des Rocky Mountain Altitude C90 Rally Edition 2021

Das 14,3 kg schwere Rocky Mountain Altitude C90 Rally Edition spiegelt mit seinen 9.900 € nicht nur die oberste Preis- und Ausstattungsklasse der Kanadier wider, sondern reiht sich auch in unserem Test unter den teuersten Bikes ein. Das macht sich aber in der edlen Ausstattung bemerkbar. Das FOX Factory-Fahrwerk, das die meisten Bikes im Test besitzen, besteht aus einer 38er-Gabel mit GRIP2-Dämpfungskartusche und einem FLOAT X2-Dämpfer und liefert breite Einstellmöglichkeiten sowie hohe Performance. Bei den Bremsen greift Rocky Mountain zum Shimano Topmodell XTR und kombiniert die Vierkolbenbremse mit 200 mm breiten ICE-TECH-Bremsscheiben an Front und Heck. Gleiches gilt für die 12-fach-Schaltgruppe, die ebenfalls aus der XTR-Reihe stammt und zusätzlich eine Kettenführung inklusive Bashguard von OneUp Components besitzt.

Weiter geht’s nicht
Die Sattelstütze des C90 lässt sich leider nicht vollständig im Rahmen versenken. Das ist nervig und beeinflusst die Bewegungsfreiheit negativ.
Nicht Serie
An unserem Test-Bike waren MAXXIS-Reifen in der pannenanfälligen EXO+ Karkasse verbaut. In Serie sollen Modelle mit Doubledown-Karkasse kommen.
Konkurrenz-Bashing
Das Altitude ist eins der wenigen Bikes im Test, das einen Bashguard besitzt. Er schützt eure Kette und das Kettenblatt und bügelt Fahrfehler aus.

Rocky Mountain Altitude C90 Rally Edition

9.900 €

Specifications

Fork FOX 38 Factory GRIP2 170 mm
Rear Shock FOX FLOAT X2 Factory 160 mm
Seatpost Race Face Turbine R 170 mm
Brakes Shimano XTR 4-Kolben 200/200 mm
Drivetrain Shimano XTR 1x12
Stem Race Face Turbine R 40 mm
Handlebar Race Face Next R 780 mm
Wheelset Race Face Turbine R 29
Tires MAXXIS ASSEGAI/Minion DHR II 2,5/2,4

Technical Data

Size S M L XL
Weight 14,3 kg

Specific Features

Flip-Chip


Was darf es heute sein?
Der Flip-Chip zum Verstellen der Kettenstrebenlänge nimmt großen Einfluss auf das Handling des Bikes. Wir raten, es auszuprobieren ;)
Wellblech
Die Remote der Sattelstütze braucht sehr hohe Bedienkräfte und passt nicht ganz zur sonst so perfekten Ausstattung.

Der Race Face Turbine R Alu-Laufradsatz ist mit MAXXIS ASSEGAI und Minion DHR-Reifen in der pannenanfälligen EXO+ Karkasse kombiniert. Der Vorderreifen besitzt die weiche MaxxGrip-Gummimischung und liefert damit zusätzlich Grip. In Serie kommt das Bike mit robusteren Doubledown-Karkassen und wird in Zukunft direkt mit CushCore Tire-Insert ausgeliefert. Auch beim Cockpit und der Sattelstütze halten die Kanadier zusammen und verbauen die Komponenten der ebenfalls aus Vancouver stammenden Marke Race Face: einen Next R Carbon-Lenker mit 780 mm Breite, der jedoch sehr steif ist und schneller zu Armpump führt, und eine Turbine R-Sattelstütze mit 170 mm Hub. Die Remote benötigt allerdings große Bedienkräfte und die Sattelstütze lässt sich nicht vollständig im Rahmen versenken. Das passt nicht zur sonst sehr edlen Ausstattung.

Mit Ruhe und Gemütlichkeit
Das Altitude brennt im Uphill keine Bestzeiten in den Boden. An sein Ziel bringt es den Fahrer trotzdem.

Vielfältig: Die Geometrie des Rocky Mountain Altitude

Das Rocky Mountain Altitude ist in 4 Größen von S – XL verfügbar und soll eine Größenspanne von 155 – 198 cm abdecken. Jedoch gibt es das Bike in Größe S nur mit 27,5”-Laufrädern. Auch die freie Größenwahl ist durch das mit 445 mm (Größe L) recht hohe Sitzrohr, bei dem sich die Sattelstütze noch dazu nicht ganz versenken lässt, nicht gegeben. Denn das Bike besitzt in dieser Größe lediglich einen Reach von 478 mm und gehört damit zu den kürzeren Bikes im Test. Das RIDE-9-System beeinflusst vor allem Lenk- und Sitzwinkel sowie die Progression des Dämpfers. Wir empfehlen euch für den Anfang die niedrige und progressive Einstellung. So könnt ihr in Ruhe mit der Kettenstrebenlänge (438 mm oder 449 mm) experimentieren, die den größten Einfluss auf das Handling und Fahrverhalten hat.

Durch einen Flip-Chip lässt sich die Kettenstrebenlänge des Altitude C90 anpassen. Sie nimmt großen Einfluss auf das Handling des Bikes und wir raten zum Ausprobieren.

Größe S M L XL
Sattelrohr 380 mm 420 mm 445 mm 480 mm
Oberrohr 579 mm 610 mm 639 mm 672 mm
Steuerrohr 100 mm 95 mm 110 mm 125 mm
Lenkwinkel 64,8° 64,8° 64,8° 64,8°
Sitzwinkel 75,8° 75,8° 75,8° 75,8°
Kettenstrebe 427-438 mm 437-448 mm 437-448 mm 437-448 mm
BB Drop 15 mm 29 mm 30 mm 30 mm
Radstand 1.171 mm 1.217 mm 1.249 mm 1.285 mm
Reach 428 mm 453 mm 478 mm 508 mm
Stack 598 mm 622 mm 635 mm 649 mm
Helm Smith Forefront 2 Rapha | Brille NAKED HAWK | Jersey ROCDAY RANGER Green
Hose Troy Lee Designs Skyline | Schuhe ION Rascal | Socken Fox Flexair

Das Allround-Ass: So fährt sich das Rocky Mountain Altitude C90 Rally Edition 2021 auf dem Trail

Komfortabel und entspannt geht es auf dem Rocky Mountain Altitude C90 zu. Im Uphill wird die Sitzposition etwas hecklastig, jedoch unterstützt die Erhöhung des Sattels dabei, die Front aktiv zu belasten. Top-Zeiten bergauf erreicht man mit dem Altitude dennoch nicht, und wie auch das GT Force bringt einen das Rocky Mountain ohne Bestzeit und mit erhöhtem körperlichen Einsatz an sein Ziel.

Das Rocky Mountain Altitude C90 Rally Edition 2021 vereint viel Laufruhe und ein intuitives Handling. In Kombination mit dem starken Fahrwerk macht es das Bike zum genialen Allrounder.

Allround-Ass
Das Altitude vereint Agilität, Laufruhe und ein intuitives Handling mit einem super Fahrwerk.

Im Downhill wird das Handling des Altitude durch die anpassbare Kettenstrebenlänge stark beeinflusst. Wird es mit langem Radstand gefahren, lässt es sich super intuitiv und ausbalanciert fahren. Mit dem kurzen Setting sind Handling und Balance immer noch auf einem hohen Level und zusätzlich wird die Agilität und Wendigkeit erhöht. Sein super starkes Fahrwerk bietet viel Gegenhalt, Reserven und Traktion. So kann es mit den Top-Contendern Orbea Rallon und SIMPLON Rapcon mithalten und steckt auch große Hits problemlos weg. Durch diese Kombination überzeugt es sowohl auf ruppigen, schnellen oder Bikepark-ähnlichen Strecken wie auch auf verwinkelten Trails und zeigt seine wahren Allround-Eigenschaften. Trotz der hohen Performance auf allen Trails sind sowohl das Orbea als auch das SIMPLON noch agiler und laufen dem Altitude den Rang ab. So beweist das Rocky Mountain Altitude zwar, warum es den Vorjahressieg geholt hat, und überzeugt mit starken Allround-Eigenschaften und einem super Handling, muss sich aber im Uphill und der Agilität der Top-Anwärter geschlagen geben.

Tuning-Tipp: Dropper Remote

Riding Characteristics

12

Uphill

1
  1. sluggish
  2. efficient

Agility

2
  1. cumbersome
  2. playful

Stability

3
  1. nervous
  2. confident

Handling

4
  1. demanding
  2. balanced

Suspension

5
  1. harsh
  2. plush

Fun Factor

6
  1. planted
  2. poppy

Value for money

7
  1. terrible
  2. very good

Intended Use

XC

8

Trail

9

Enduro

10

Downhill

11

Fazit

Das Rocky Mountain Altitude C90 Rally Edition 2021 ist als Vorjahressieger ins Rennen gegangen und kann erneut mit seiner vielfältigen Geometrie- und Kinematik-Anpassung sowie einer stimmigen Ausstattung überzeugen. Auf dem Trail zeigt es starke Allround-Eigenschaften und ein super intuitives Handling in allen Situationen. Dennoch hat es den Testsieg knapp verpasst und muss sich für das Jahr 2022 geschlagen geben.

Tops

  • anpassbare Kettenstrebenlänge mit starkem Einfluss auf das Handling
  • sehr starkes Fahrwerk
  • hohe Allrounder-Eigenschaften auf allen Trails

Flops

  • hohes Sitzrohr und fehlende Einstecktiefe
  • keine Storage- oder Tool-Integration

Mehr Informationen findet ihr unter bikes.com

Das Testfeld

Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste Enduro-Bike 2022 – 11 Modelle im Test

Alle Bikes im Test: Cannondale Jekyll 1 (Zum Test) | Canyon Torque CF 8 (Zum Test) | GT Force Carbon PRO LE (Zum Test) | Nukeproof Giga 290 Carbon Factory (Zum Test) | Orbea Rallon M-Team (Zum Test) | Pivot Firebird Pro XT/XTR – Air (Zum Test) | Rocky Mountain Altitude C90 Rally Edition | Santa Cruz Bronson CC X01 AXS (Zum Test) | SIMPLON Rapcon 170/165 (Zum Test) | Specialized S-Works Turbo Kenevo SL (Zum Test) | YT CAPRA UNCAGED 6 (Zum Test)


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Text: Peter Walker Fotos: Peter Walker

Über den Autor

Peter Walker

Peter ist nicht nur ein Mann der Worte, sondern auch der Taten. Mit ernsthaften Bike- und Schrauber-Skills, seiner Motocross-Historie, diversen EWS-Teilnahmen und über 150 Bikepark-Tagen in Whistler – ja, der Neid der meisten Biker auf diesem Planeten ist ihm gewiss – ist für Peter kein Bike zu kompliziert und kein Trail zu steil. Gravel und Rennrad kann er übrigens auch! Das für unsere redaktionelle Arbeit wichtige Thema Kaufberatung hat Peter in Vancouvers ältestem Bike-Shop von der Pike auf gelernt und setzt sein Know-how auch im journalistischen Alltag um. Wenn er nicht gerade die Stuttgarter Hometrails auf neuen Test-Bikes unsicher macht, genießt er das Vanlife mit seinem selbst ausgebauten VW T5. Dass er dazu noch ausgebildeter Notfallsanitäter ist, beruhigt seine Kollegen bei riskanten Fahrmanövern. Zum Glück mussten wir Peter bislang nie bei seinem Spitznamen „Sani-Peter“ rufen. Wir klopfen auf Holz, dass es dazu auch nie kommen wird!