Das Nukeproof Giga 290C Factory tritt im Jahr 2021 bereits zum zweiten ENDURO-Vergleichstest an. Der Grund: Der Sieg beim Bikepark-Test und die bekannt hohe Laufruhe im technischen Gelände sind vielversprechende Eigenschaften für ein starkes Ergebnis. Aber besitzt das Giga ausreichend Allround-Skills, um das beste Enduro 2022 zu sein?

Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste Enduro-Bike 2022 – 11 Modelle im Test

Nukeproof Giga 290 Carbon Factory | 180/170 mm (v/h)
15,6 kg in Größe XL | 6.999 € | Hersteller-Website

Das Nukeproof Giga 290C-Factory ist fast schon ein alter Hase im ENDURO-Office. Nachdem es bereits unseren Bikepark-Test gewonnen hat, muss es sich nun auf waschechten Enduro-Trails beweisen. Dass das Bike auf richtig ruppigen Strecken und Highspeed-Passagen glänzen kann wissen wir bereits, doch braucht es für den Titel des besten Enduro-Bikes 2022 ein wesentlich größeres Einsatzgebiet. Mit seinen 29”-Laufrädern, dem Flip-Chip, der die Progression des Linkage-Driven Single-Pivot-Hinterbaus verändert, und einem Preis von 6.999 € kann sich das Giga 290C durchaus sehen lassen. Auch der fast vollständig folierte Carbon-Rahmen hält den Look des Giga frisch. Nichtsdestotrotz fängt die Folie nicht alles ab und dem Bike sind die unzähligen Testtage, die es der Konkurrenz voraus hat, anzusehen. Dennoch verrichten der großzügige Sitz- und Kettenstrebenschutz sowie der kleine Fender am Heck stets ihren Dienst. Der sauber integrierte Flaschenhalter kümmert sich um euren Flüssigkeitshaushalt und der Tool-Mount am Oberrohr transportiert eure Ersatzteile.

Sieht so die perfekte Ausstattung aus?

Ja, so sieht die perfekte Ausstattung für diesen Test aus. Denn Nukeproof hat sich bei ihrem 15,6 kg schweren Giga 290C Factory keine Patzer erlaubt und eine robuste Ausstattung mit ordentlich Performance kombiniert. Die FOX-Gabel kommt in der Factory-Ausstattung, mit 180 mm Federweg, 38-mm-Standrohren und GRIP2-Kartusche. Kombiniert wird dies mit einem FOX FLOAT X2 Factory-Dämpfer, der die 170 mm am Heck verwaltet. Für Antrieb und Bremspower sorgt Shimanos XT-Reihe: 12-Gänge und 200-mm-Bremsscheiben an Front und Heck. Auf die robusten DT-Swiss EX 1700 Alu-Laufräder sind Michelin Wild Enduro-Reifen mit Gum-X-Gummimischung montiert. Sie bieten durch ihre weiche Gummimischung hohen Grip und haben eine robuste Karkasse für guten Pannenschutz. Lediglich bei sehr hartem Untergrund und hohen G-Kräften neigen die Stollen zum Abknicken.

Mit Vollgas durchs Gemüse
Highspeed ist das Lieblingswort des Giga. Es vermittelt ausreichend Sicherheit, um auch noch abzuziehen.

Das Cockpit besteht aus einem hauseigenen Lenker mit 800 mm Breite und setzt bewusst auf eine 31,8 mm Klemmung. Das sorgt für ausreichend Compliance und bringt dennoch ein präzises Lenkverhalten. Die BikeYoke DIVINE-Stütze besitzt 185 mm Hub (Größe XL) und lässt sich vollständig im Rahmen versenken. Zusätzlich bietet die Shimano Lenker-Remote eine geniale Haptik und angenehme Ergonomie. Für wirklich hartes Gelände wurde dem Giga noch eine Kettenführung inklusive Bashguard spendiert.

Fan-Club
Alle Tester waren vom verbauten Michelin Wild-Enduro große Fans. Er überzeugt mit viel Grip und starkem Pannenschutz.
Rund-um-Schutz
Dem Giga wurde eine Kettenführung inklusive Bashguard spendiert. Das schützt euer Kettenblatt vor ungewollten Aufsetzern und sorgt dafür, dass ihr euch in jeder Situation auf euren Antrieb verlassen könnt.
Zauberwort: Compliance
Das hauseigene Cockpit wurde bewusst mit 31,8 mm gehalten, um genug Flexibilität zu ermöglichen. Präzision kostet das dem Giga keine.

Nukeproof Giga 290 Carbon Factory

6.999 €

Specifications

Fork FOX 38 Factory GRIP2 180 mm
Rear Shock FOX FLOAT X2 Factory 170 mm
Seatpost BikeYoke DIVINE 185 mm
Brakes Shimano XT 200/200 mm
Drivetrain Shimano XT 1x12
Stem Nukeproof Horizon 50 mm
Handlebar Nukeproof Horizon V2 25 mm Rise 800 mm
Wheelset DT Swiss EX 1700 29
Tires Michelin Wild Enduro Front/Wild Enduro Rear 2,4

Technical Data

Size S M L XL XXL
Weight 15,6 kg

Specific Features

Progressive Flip-Chip
Tool-Mount


Mal was anderes
Der Flip-Chip am Giga verstellt im Gegensatz zu den meisten Bikes nicht die Geometrie, sondern verändert die Progression des Hinterbaus. Mit einem 8-mm-Inbus ist er in Sekundenschnelle verstellt.
Daumen-Spiel
Die Ergonomie, Haptik und Bedienkräfte der Shimano-Remote freuen jeden Daumen.
Fast unsichtbar
Das Giga ist von Haus aus fast vollständig foliert. Das schützt den Rahmen vor Abnutzung, erhält den Wiederverkaufswert und fällt fast nicht auf. Warum machen das nicht alle Hersteller so?

Die Geometrie des Nukeproof Giga 290

Das Nukeproof Giga ist in fünf Größen von S – XXL verfügbar und soll so eine Größenspanne von 159 – 201 cm abdecken. Unser Bike kam aus Verfügbarkeitsgründen in Rahmengröße XL. Die Kettenstrebenlänge bleibt dabei unverändert mit 445 mm, jedoch wächst der Sitzwinkel beim Größenwechsel mit. So soll eine gleichbleibende Sitzposition für alle Fahrer ermöglicht werden. Zusätzlich ermöglicht das mit 460 mm niedrige Sitzrohr – im Verhältnis zum Reach mit satten 495 mm – ausreichend Bewegungsfreiheit und eine freie Größenwahl, je nach gewünschter Fahreigenschaft. Der Lenkwinkel des Giga beträgt 63,5° und ist zusammen mit dem des GT Force der flachste Winkel im Test.

Das Nukeproof Giga 290C Factory zeigt, wie eine durchdachte Ausstattung auszusehen hat, zusätzlich überzeugt es mit coolen Detaillösungen und praktischen Features.

Größe S M L XL XXL
Sattelrohr 380 mm 410 mm 440 mm 460 mm 480 mm
Oberrohr 656 mm 590 mm 609 mm 631 mm 653 mm
Steuerrohr 100 mm 100 mm 110 mm 120 mm 130 mm
Lenkwinkel 63,5° 63,5° 63,5° 63,5° 63,5°
Sitzwinkel 77,8° 77,8° 78,0° 78,0° 78,0°
Kettenstrebe 445 mm 445 mm 445 mm 445 mm 445 mm
BB Drop 25 mm 25 mm 25 mm 25 mm 25 mm
Radstand 1.216 mm 1.241 mm 1.266 mm 1.290 mm 1.314 mm
Reach 430 mm 455 mm 475 mm 495 mm 515 mm
Stack 622 mm 622 mm 631 mm 640 mm 649 mm
Helm 100% Altec | Jersey NEB White T | Hose Thrift Shop 2 Tight | Schuhe Five Ten Hellcat Pro

Schon mal Panzer gefahren? Das Nukeproof Giga auf dem Trail

Das Nukeproof überzeugt zwar mit einer angenehmen Sitzposition in der Ebene und im Anstieg, muss sich aber im Uphill – gemeinsam mit dem Cannondale – vom gesamten Testfeld abziehen lassen. Der Hinterbau wippt im Uphill ordentlich mit und der Griff zum Climb-Switch neutralisiert nicht nur die Bewegungen des Dämpfers, sondern auch die Traktion im technischen Uphill. So erreicht das Giga zwar jeden Trail-Start, benötigt dafür aber mehr Kraft und Zeit.

Das Nukeproof Giga 290C Factory lädt durch seine enorme Laufruhe und dem hohen Sicherheitsempfinden zum schnell Fahren ein. Werden die Trails jedoch enger, fehlt es ihm an Agilität und Wendigkeit.

Huck to flat
Das Giga liegt stabil in der Luft und besitzt ausreichend Reserven für verpatzte Landungen.

Seine wirkliche Stärke spielt das Giga im Downhill aus. Dann, wenn es richtig zur Sache geht, ihr mit gefühlt Mach 100 durch das Steinfeld prügelt und die Umgebung um euch herum verschwimmt. Hier glänzt das Giga mit enormer Laufruhe, einem hohen Sicherheitsempfinden und erstklassigen Fahrwerk, welches Traktion, Gegenhalt und massive Reserven für euch bereit hält. So kann es mit den beiden besten Bikes im Test, dem Orbea Rallon und SIMPLON Rapcon, mithalten. Legt sich der Trail dann doch mal in eine Kurve, wird es vor allem für unsere kleinen Tester durch die enorme Länge des Bikes anstrengend und fordernd, so viel Fahrrad zu wenden. Hier muss dann mit einer gezielten Gewichtsverlagerung gearbeitet werden, um stets Grip an beiden Rädern zu bekommen. Denn in Sachen Agilität, Wendigkeit und Kraftaufwand muss sich das Nukeproof weit hinten einreihen und hat nur gegenüber dem Kenevo SL und GT Force die Nase vorne. Somit entpuppt sich das Giga 290C als Vollgas-Queen, bringt jedoch nicht ausreichend Allround-Qualitäten mit und überzeugt somit nur mit einem kleinen Einsatzgebiet. Wer also hauptsächlich in steilem Gelände und mit sehr hohen Geschwindigkeiten oder im Bikepark unterwegs ist, findet hier ein sehr gelungenes Bike. Für enge Trails oder einen verspielten Fahrstil ist es nichts.

Tuning-Tipps: keine

Riding Characteristics

12

Uphill

1
  1. sluggish
  2. efficient

Agility

2
  1. cumbersome
  2. playful

Stability

3
  1. nervous
  2. confident

Handling

4
  1. demanding
  2. balanced

Suspension

5
  1. harsh
  2. plush

Fun Factor

6
  1. planted
  2. poppy

Value for money

7
  1. terrible
  2. very good

Intended Use

XC

8

Trail

9

Enduro

10

Downhill

11

Fazit

Das Nukeproof Giga 290C Factory rollt mir der perfekten Ausstattung und durchdachten Detaillösungen, wie dem progressiven Flip-Chip und einem vollständig folierten Rahmen, in den Test. Geht es auf dem Trail richtig zur Sache. glänzt es mit enormer Laufruhe, einem super Fahrwerk und hohem Sicherheitsempfinden. Die fehlende Agilität schränkt jedoch das Einsatzgebiet ein und auch im Uphill kann das Bike nicht überzeugen.

Tops

  • enorme Laufruhe im richtig schnellen, harten Gelände
  • perfekte Ausstattung für Einsatzbereich
  • durchdachte Detaillösungen

Flops

  • fordernd in engem Terrain
  • Hinterbau wippt stark im Uphill
  • schmaler Einsatzbereich

Mehr Informationen findet ihr unter nukeproof.com

Das Testfeld

Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste Enduro-Bike 2022 – 11 Modelle im Test

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Text: Peter Walker Fotos: Peter Walker

Über den Autor

Peter Walker

Peter ist nicht nur ein Mann der Worte, sondern auch der Taten. Mit ernsthaften Bike- und Schrauber-Skills, seiner Motocross-Historie, diversen EWS-Teilnahmen und über 150 Bikepark-Tagen in Whistler – ja, der Neid der meisten Biker auf diesem Planeten ist ihm gewiss – ist für Peter kein Bike zu kompliziert und kein Trail zu steil. Gravel und Rennrad kann er übrigens auch! Das für unsere redaktionelle Arbeit wichtige Thema Kaufberatung hat Peter in Vancouvers ältestem Bike-Shop von der Pike auf gelernt und setzt sein Know-how auch im journalistischen Alltag um. Wenn er nicht gerade die Stuttgarter Hometrails auf neuen Test-Bikes unsicher macht, genießt er das Vanlife mit seinem selbst ausgebauten VW T5. Dass er dazu noch ausgebildeter Notfallsanitäter ist, beruhigt seine Kollegen bei riskanten Fahrmanövern. Zum Glück mussten wir Peter bislang nie bei seinem Spitznamen „Sani-Peter“ rufen. Wir klopfen auf Holz, dass es dazu auch nie kommen wird!