Das SIMPLON Cirex SL 120 ist mit 9,98 kg nicht nur das leichteste Bike im Test, sondern ermöglicht durch den hauseigenen Konfigurator auch viele Anpassungsmöglichkeiten in der Ausstattung. Kann es dank seinem Extra an Federweg und dem geringen Gewicht mit der Konkurrenz im Down-Country-Test mithalten?

Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste Down-Country-Bike 2022 – 6 Modelle im Test

SIMPLON Cirex SL 120 | 120/116 mm (v/h)
10 kg in Größe L | 9.389 € | Hersteller-Website

Das SIMPLON Cirex SL 120 sticht mit einem coolen Feature aus unserem Vergleichstest heraus, und das bereits vor dem Kauf. Es kann nämlich mit dem hauseigenen Konfigurator in Sachen Ausstattung angepasst werden und neben Bremsen, Laufrädern, Cockpit und Co. kann durch die Wahl von Gabel und Dämpfer der Federweg des Bikes verändert werden. So kann man sich je nach Vorlieben ein Cross-Country- oder ein Down-Country Bike aufbauen. Denn es greift auf die gleiche Rahmenplattform zurück wie das Cross-Country-Modell, das auch im XC-Weltcup zum Einsatz kommt. Unser Cirex SL 120 schafft es – wie der Name bereits vermuten lässt – auf 120 mm Federweg an der Front und 116 mm am Heck, anstelle der 100 mm an Front und Heck bei der XC-Version. Der Vollcarbon-Rahmen mit seinen Flex-Stays bleibt dabei der gleiche, wobei das SL im Namen bedeutet, dass es sich um die ca. 200 Gramm leichtere Rahmen-Variante des 29”-Bikes handelt. Damit schafft es das 9.389 € teure SIMPLON – als einziges Bike im Test – die 10 Kilo Marke zu unterbieten und kommt auf knappe 9,98 kg. Das sind fast 1,5 kg weniger als die Konkurrenz, was zum großen Teil durch die gewichtsoptimierte Ausstattung erreicht wird. Für einen cleanen Look werden die Leitungen durch den Steuersatz ins Innere des Rahmens geleitet. Das verpasst dem Rahmen einen cleanen Look, jedoch leidet das Cockpit unter der schieren Masse von Leitungen und Klemmungen. Ruhe auf dem Trail ist dennoch und der minimalistische Kettenstrebenschutz erfüllt seinen Job tapfer. Auch an ausreichend Stauraum für Wasserreserven ist gedacht, so finden zwei Flaschen ihren Platz im Rahmendreieck. Eine Integration von Tools oder einem Tool-Mount, wie es ihn an vielen anderen Bikes im Test gibt, sucht man hier jedoch vergeblich.

Die Ausstattung des SIMPLON Cirex SL 120

Durch die vielen Möglichkeiten im Konfigurator könnt ihr euer Bike auf eure persönlichen Vorlieben anpassen. Dennoch fehlen uns einige Auswahlmöglichkeiten, um eine passende Ausstattung für den Down-Country-Einsatz zu finden. So findet eine Shimano XTR-Zweikolbenbremse ihren Weg an unser Bike. Sie spart zwar durch das Magnesium-Gehäuse und ihren Carbon-Hebel Gewicht ein, bietet jedoch keinerlei Verstellmöglichkeiten, wie sie z. B. die XTR-Variante des SCOTT besitzt. In Kombination mit den 180 mm ICE-TECH-Bremsscheiben an der Front und 160-mm-Disc am Heck verfügt sie zudem über zu wenig Bremspower. Eine Option auf Vierkolbenbremsen gibt es leider nicht. Schaltwerk, Hebel, Kassette und Kette stammen ebenfalls aus der Shimano XTR-Reihe und leisten saubere Arbeit. Durch die Verwendung eines UDH-Schaltauges ist die Ersatzteilbeschaffung einfach. Das FOX Factory-Fahrwerk besteht aus einer 34 Step-Cast-Gabel mit FIT4-Dämpfungskartusche. Durch das gewichtsoptimierte Casting der Step-Cast spart die Gabel ca. 200 Gramm, verliert jedoch an Steifigkeit, was vor allem schweren oder sportlichen Fahrern Präzision auf dem Trail kostet.

Paradedisziplin
Lockout rein, Zähne zusammenbeißen und treten, bis der Laktatspiegel ins Unendliche steigt. Bei ebenem Untergrund zieht ihr eure Kumpels mit dem super leichten Cirex easy ab.

Am Heck sorgt ein FLOAT DPS-Dämpfer für den Federweg und ist durch einen zweistufigen Lockout, der sich per Hebel am Cockpit bedienen lässt, mit der Gabel verbunden. Der Lockout ist leider oberhalb des Lenkers positioniert, er stört die Optik und läuft Gefahr, bei einem Sturz beschädigt zu werden. Auch die Reifen lassen sich im Konfigurator nicht anpassen und treffen eher das Einsatzgebiet der Variante mit weniger Federweg. So kommen die für den Cross-Country-Einsatz entwickelten 2,25” Schwalbe-Reifen mit sehr dünner Super Race-Karkasse und sehr harten ADDIX Speed-Gummimischung zum Einsatz. Der Racing Ray an der Front und der Racing Ralph am Heck sorgen zwar für ordentlich Vortrieb auf ebenem Untergrund, aber lassen Grip und Traktion im Gelände vermissen. Kombiniert sind sie mit XRC 1200 Carbon-Laufrädern von DT Swiss. Für Bewegungsfreiheit auf dem Trail soll eine Kind Shock LEV INTEGRA-Sattelstütze sorgen, jedoch besitzt sie lediglich 125 mm Hub. Für XC-Racer ist das viel, für den Down-Country-Einsatz jedoch reichlich wenig! Die zugehörige Remote benötigt geringe Bedienkräfte, hat jedoch einen schwammigen Druckpunkt. Montiert ist sie am hauseigenen und 765 mm breiten Carbon-Lenker, der mit einem sehr flachen Vorbau kombiniert ist.

Look out
Der zweistufige Lockout des SIMPLON ist oberhalb des Lenkers positioniert und mit einer extra Klemmung am Lenker befestigt – das stört die Optik. Hilfreich wäre auch eine dritte Stufe für den technischen Uphill, bei dem der Dämpfer straffer, aber nicht vollständig gesperrt ist.
Tunnel Vision
Alle Leitungen laufen vom Cockpit durch den Steuersatz ins Innere des Rahmens. Das sorgt für einen cleanen Look am Rahmen.
Klein aber oho
Der Kettenstrebenschutz am SIMPLON mag zwar filigran aussehen, erfüllt aber auf dem Trail seinen Job und hält das Cirex leise.

SIMPLON Cirex SL 120

9.389 €

Specifications

Fork FOX 34 Factory FIT4 Step-Cast 120 mm
Rear Shock FOX FLOAT DPS Factory 116 mm
Seatpost KS LEV INTEGRA 125 mm
Brakes Shimano XTR 180/160 mm
Drivetrain Shimano XTR 1x12
Stem SIMPLON ZERO II 70 mm
Handlebar SIMPLON Carbon 765 mm
Wheelset DT Swiss XRC 1200 (30 mm) 29
Tires Schwalbe Racing Ray Super Race Evo ADDIX Speed/Schwalbe Racing Ralph Super Race Evo ADDIX Speed 2,25

Technical Data

Size S M L XL
Weight 10 kg


Das ist Ray …
… Ray ist aber eigentlich für den Cross-Country-Einsatz entwickelt worden und die sehr dünne Karkasse und harte Gummimischung bieten nicht ausreichend Grip und Traktion in der Abfahrt, denn zum Schutz der Carbon-Felgen muss mit viel Luftdruck gefahren werden.
Potenz–Bremse
Die Shimano XTR-Zweikolbenbremse kommt in einer speziell für den Cross-Country-Einsatz entwickelten Ausführung mit Magnesium-Gehäuse und Carbon-Hebel. Das senkt das Gewicht, kostet allerdings Performance auf dem Trail und jegliche Einstellmöglichkeiten von Hebelweite und Druckpunkt fallen weg.
Keep it low
Der flache Vorbau am SIMPLON zieht seinen Fahrer zusätzlich über die Front und vermittelt Cross-Country-Feeling. Das verhindert allerdings auch das Steigen des Vorderrads im sehr steilen Uphill.

Die Geometrie des SIMPLON Cirex SL 120

Das SIMPLON Cirex SL 120 wird in vier Größen von S bis XL angeboten. Mit einem Reach von 471 mm in Rahmengröße L gehört das Cirex zu den längeren Bikes im Test und besitzt einen Stack von 620 mm. Das Sitzrohr fällt mit einer Länge von 465 mm moderat aus, bietet durch die kurze Sattelstütze jedoch nur eine eingeschränkte Bewegungsfreiheit.

Ist der Lockout einmal betätigt, zieht das SIMPLON Cirex SL 120 an der Konkurrenz vorbei, insofern der Untergrund eben ist und das Bike ausreichend Traktion generiert.

Größe S M L XL
Sattelrohr 390 mm 425 mm 465 mm 510 mm
Oberrohr 577 mm 605 mm 627 mm 655 mm
Steuerrohr 89 mm 102 mm 115 mm 128 mm
Lenkwinkel 67,4° 67,4° 67,4° 67,4°
Sitzwinkel 75,4° 75,4° 75,9° 75,9°
Kettenstrebe 435 mm 435 mm 435 mm 435 mm
BB Drop 40 mm 40 mm 40 mm 40 mm
Radstand 1.134 mm 1.164 mm 1.194 mm 1.224 mm
Reach 421 mm 446 mm 471 mm 496 mm
Stack 596 mm 608 mm 620 mm 632 mm
Helm POC Tectal Race | Brille Melon Optics Kingpin | Hippack Bontrager Rapid Pack
Shirt Rapha Trail 3/4 Sleeve | Shorts Rapha Trail Shorts | Schuhe Suplest Crosscountry Pro
Socken Maloja KhongpuM. | Uhr Garmin Forerunner 45

Das SIMPLON Cirex SL 120 auf dem Trail

Auf dem Weg zum Trail-Einstieg gibt sich das Cirex SL geräumig und befördert einen in eine gestreckte Sitzposition, die vor allem in der Ebene für Druck auf den Händen sorgt. So kommt direkt Cross-Country Race-Feeling auf. Ohne die Verwendung des Lockouts wippt der Hinterbau stark mit. Wird jedoch der Hebel umgelegt, sprintet das leichte und einfach rollende Cirex ordentlich vorwärts und schiebt sich an der Konkurrenz vorbei – zumindest bis es auf unebenen Untergrund geht. Denn da fehlt es dem Cirex mit aktiviertem Lockout und den dünnstolligen Reifen an Traktion – sprich, Vortriebsenergie geht verloren! Wurzelkanten und loser Untergrund kosten dadurch im Uphill viel Aufmerksamkeit. Überraschend, aber wahr: Im technischen Uphill zieht das Trek als schwerstes Bike im Vergleichstest sogar das leichteste Bike ab – dank besserem Fahrwerk und deutlich traktionsstärkerer Reifen. Mit offenem Dämpfer ist hingegen Traktion vorhanden, das Wippen zieht allerdings einiges an Kraft. Hier wäre ein dreistufiger Lockout, wie ihn das BMC oder SCOTT besitzen, sehr hilfreich. Durch den sitzpositionsbedingten Druck auf dem Lenker steigt die Front jedoch nicht und besonders steile Anstiege sind kein Problem, insofern Traktion vorhanden ist.

In der Abfahrt wird das SIMPLON Cirex 120 SL durch seine Ausstattung ausgebremst. Sie kann zwar im Konfigurator angepasst werden, zielt jedoch sehr auf einen Einsatz im Cross-Country-Bereich ab.

Auslaufzone
Mit den flach profilierten Reifen und der schwachen Bremse solltet ihr mit dem Cirex frühzeitig zum Anker greifen, insofern ihr nicht die French Line anvisiert.

Auch im Downhill zieht das SIMPLON den Fahrer weit über die Front. Es besitzt zwar eine hohe Lenkpräzision, vermittelt aber wenig Fahrsicherheit. Technisch anspruchsvolle Sektionen erfordern ein hohes fahrerisches Können. Auch die eingeschränkte Bewegungsfreiheit durch die kurze Dropperpost fordert hier ihr Tribut und zehrt am Selbstvertrauen. Wird die Geschwindigkeit höher, fehlt es dem Cirex an Laufruhe und besonders die Wahl der Reifen, das niedrige Cockpit und die fehlende Bremspower beschränken hier das Potenzial des Bikes. Das Cirex SL fühlt sich auf dem Trail filigran an und spricht besonders Piloten an, die es im Downhill ruhig angehen lassen und auf Schotterstraßen und ebenem Untergrund ordentlich Vortrieb suchen.

Tuning-Tipps: potentere Reifen mit besseren Pannenschutz und weicherer Gummimischung | Vierkolbenbremsen

Riding Characteristics

12

Uphill

1
  1. sluggish
  2. efficient

Agility

2
  1. cumbersome
  2. playful

Stability

3
  1. nervous
  2. confident

Handling

4
  1. demanding
  2. balanced

Suspension

5
  1. harsh
  2. plush

Fun Factor

6
  1. planted
  2. poppy

Value for money

7
  1. terrible
  2. very good

Intended Use

XC

8

Trail

9

Enduro

10

Downhill

11

Fazit

Das SIMPLON Cirex SL 120 ist eine Rennmaschine für Forststraßen und ebene Trails. Im technischen Bergauf wie Bergab kommt es an seine Limits und wird sogar vom schwersten Bike im Test im Uphill abgezogen. Der Gewichtsfetischismus bringt es nicht weiter, sondern sorgt für weniger Fahrsicherheit und Fahrspaß. Mit weiteren Ausstattungs-Optionen im Konfigurator könnte man aus dem Bike deutlich mehr rausholen. Schade!

Tops

  • leichtfüßig und flink bei ebenem Untergrund
  • leise auf dem Trail

Flops

  • Ausstattung passt nicht zum Einsatzgebiet
  • Hinterbau wippt im Uphill
  • geringes Sicherheitsempfinden im Downhill

Mehr Informationen findet ihr unter simplon.com

Das Testfeld

Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste Down-Country-Bike 2022 – 6 Modelle im Test

Alle Bikes im Test: BMC Fourstroke 01 LT ONE (Zum Test) | SCOTT Spark 900 Tuned AXS (Zum Test) | SIMPLON Cirex SL 120 | Specialized Epic EVO Expert (Zum Test) | Trek Top Fuel 9.9 XX1 AXS (Zum Test) | YT IZZO UNCAGED 7 (Zum Test)


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Text & Fotos: Peter Walker

Über den Autor

Peter Walker

Peter ist nicht nur ein Mann der Worte, sondern auch der Taten. Mit ernsthaften Bike- und Schrauber-Skills, seiner Motocross-Historie, diversen EWS-Teilnahmen und über 150 Bikepark-Tagen in Whistler – ja, der Neid der meisten Biker auf diesem Planeten ist ihm gewiss – ist für Peter kein Bike zu kompliziert und kein Trail zu steil. Gravel und Rennrad kann er übrigens auch! Das für unsere redaktionelle Arbeit wichtige Thema Kaufberatung hat Peter in Vancouvers ältestem Bike-Shop von der Pike auf gelernt und setzt sein Know-how auch im journalistischen Alltag um. Wenn er nicht gerade die Stuttgarter Hometrails auf neuen Test-Bikes unsicher macht, genießt er das Vanlife mit seinem selbst ausgebauten VW T5. Dass er dazu noch ausgebildeter Notfallsanitäter ist, beruhigt seine Kollegen bei riskanten Fahrmanövern. Zum Glück mussten wir Peter bislang nie bei seinem Spitznamen „Sani-Peter“ rufen. Wir klopfen auf Holz, dass es dazu auch nie kommen wird!