YT schickt die neueste Generation des bekannten CAPRA in den Vergleichstest und verspricht mit dem CAPRA 29” CORE 4 ein Bike, das direkt aus dem Karton bereit für den Bikepark ist. Kann die Serienausstattung mit der getunten Konkurrenz mithalten und sorgt das niedrige Gewicht für ein verspieltes Handling?

Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste Bikepark-Party-Bike 2021 – 6 Modelle im Test

YT CAPRA 29 CORE 4 | 170/165 mm (v/h)
15,3 kg in Größe XL | 5.999 € | Hersteller-Website

Die dritte Generation des YT CAPRA ist seit Anfang 2021 auf dem Markt und soll vom Enduro-Renneinsatz bis zum Bikepark-Besuch alles mitmachen. Besonders die MX-Variante mit kleinerem Hinterrad steht für Good Times und Spaß im Park. Leider war sie für unseren Bikepark-Vergleichstests nicht verfügbar und wir mussten auf das 29”-Modell zurückgreifen. Auf unser Tuning-Angebot hat YT vollständig verzichtet und uns das 5.999 € teure CAPRA 29” CORE 4 exakt so zur Verfügung gestellt, wie ihr es kaufen könnt. Der cleane Vollcarbon-Rahmen besitzt innenverlegte Züge, einen sehr großzügigen Sitz- und Kettenstrebenschutz sowie Rahmenschutzfolie an den wichtigsten Stellen. Wir haben in diesem Test herausgefunden, ob das CAPRA hält, was YT verspricht, und auch wirklich alles beherrscht – von fetten Jumplines bis hin zu harten Wurzelfeldern.

Straight out of the box – Die Ausstattung des YT CAPRA 29” CORE 4

YT setzt beim CAPRA 29” CORE 4-Modell auf ein Factory-Fahrwerk von FOX. So besitzt das Bike eine 38 GRIP2-Federgabel mit 170 mm Federweg an der Front und einen FLOAT X2-Dämpfer am Heck, der die 165 mm Federweg kontrolliert. Serienmäßig sind auch das Alu-Cockpit mit 800 mm breitem Renthal-Lenker und 35-mm-Vorbau sowie eine E*thirteen LG1+ Kettenführung mit fettem Bashguard montiert. Alle Hebel sind aufgeräumt mit SRAM-Matchmakern am Lenker festgemacht, aber die Leitungen sind recht lang und klappern beim Fahren aneinander. Zusätzlich rutschen die Kunststoff-Bumper aus den Cable-Ports, wodurch die Leitungen auch am bzw. im Rahmen klappern. Für ordentlich Bremskraft sorgt eine SRAM CODE RSC-Vierkolbenbremse mit 200-mm-Bremsscheiben an Front und Heck. Bei den Laufrädern setzt der Direktversender auf den Synthesis Enduro Alu-Satz von Crankbrothers und kombiniert ihn mit MAXXIS-Reifen: einem ASSEGAI mit weicher 3C MaxxGrip-Gummimischung an der Front und einem Minion DHR II mit härterer 3C MaxxTerra-Mischung am Heck. Leider kommen beide Reifen in der pannenanfälligen EXO+ Karkasse. Die Folge? Den Hinterreifen hat es bei den hohen Kurvenkräften auf Bikepark-Strecken mehrfach mit einem Peng von der Felge gezogen. Zusätzlich bietet die pannenanfällige Karkasse für ruppige Passagen zu wenig Schutz gegen Durchschläge. Nicht nur für die Belastungen im Bikepark, sondern auch auf der Feierabendrunde schreit das CAPRA nach robusteren Reifen. Wenn es YT schon nicht macht, solltet wenigstens ihr hier Doubledown-Reifen aufziehen. Das zusätzliche Gewicht kann das 15,3 kg leichte CAPRA gut vertragen.

Das Rundum-sorglos-Paket?
Kettenführung und Bashguard von E*thirteen sorgen dafür, dass alles an seinem Platz bleibt und das Kettenblatt beim Aufsetzer heile bleibt – top!
Perfekt
Der großzügige Sitz- und Kettenstrebenschutz deckt alle wichtigen Stellen ab und ist weich genug, um Geräusche zu neutralisieren. Hier könnten sich einige Hersteller etwas abschauen!
Handicap
Der pannenanfällige Reifen hält dem Potenzial des Bikes nicht stand und ist uns mehrfach von der Felge gesprungen. Zusätzlich zu einer robusteren Karkasse würde dem CAPRA eine größere rotierende Masse gut tun.

YT CAPRA 29 CORE 4

5.999 €

Specifications

Fork FOX 38 Factory GRIP2 170 mm
Rear Shock FOX FLOAT X2 Factory 165 mm
Seatpost YT Postman 170 mm
Brakes SRAM CODE RSC 200/200 mm
Drivetrain SRAM X01 Eagle 12-Speed 10–52
Stem Renthal Apex 35 mm
Handlebar Renthal Fatbar 35 800 mm
Wheelset Crankbrothers Synthesis Enduro Alu 29"
Tires MAXXIS ASSEGAI 3C MaxxGrip Exo+ / MAXXIS Minion DHR II 3C MaxxTerra 2,5 / 2,4

Technical Data

Size S M L XL XXL
Weight 15,3 kg


Standard
YT beklebt den Rahmen schon von Werk ab mit Schutzfolie, um die wichtigsten Stellen vor Beschädigung zu schützen. Das erhält auch den Wiederverkaufswert – perfekt!
Wanderlust
Die kleinen Kunststoff-Bumper wurden von uns mehrfach an Ort und Stelle zurückbefördert, blieben jedoch nicht dort. Deshalb klapperten die Leitungen an den Ein- und Ausgängen.
Fluch und Segen
Der Hinterbau des CAPRA ist sehr straff und hat dadurch einen super Gegenhalt, um an Kanten abzuziehen und durch Anlieger zu pushen. Im technischen Gelände sollte man den Dämpfer jedoch etwas weicher einstellen, damit man auch genügend Traktion bekommt.

Die Geometrie des YT CAPRA MK3 im Überblick

Das neue CAPRA MK3 ist in 5 Rahmengrößen von S bis XXL verfügbar. Da das CAPRA recht klein ausfällt, haben wir uns bei unserem Test für ein XL-Modell mit einem Reach von 487 mm entschieden. Damit sind unsere Testfahrer, die zwischen 183 und 190 cm groß sind, gut zurechtgekommen. Mit einem Stack von 643 mm in Größe XL setzt YT auch auf eine recht hohe Front. Auch das Sattelrohr ist recht hoch, vor allem für den in Größe XL sehr kurzen Reach. Es hat eine Länge von 470 mm und schränkt die Bewegungsfreiheit im Stehen massiv ein. Typisch ENDURO, haben wir das CAPRA fast ausschließlich in der flachen Geometrie-Einstellung getestet.

Werden die Anlieger größer und die Sprünge weiter, fehlt es dem YT an Laufruhe und es vermittelt mit seinem hohen Sitzrohr nur wenig Sicherheit. Wer sich traut, kann aber ordentlich Airtime generieren.

Größe S M L XL XXL
Sattelrohr 395 mm 420 mm 445 mm 470 mm 495 mm
Oberrohr 563 mm 586 mm 606 mm 629 mm 652 mm
Steuerrohr 100 mm 110 mm 110 mm 120 mm 130 mm
Lenkwinkel 64,2° 64,2° 64,2° 64,2° 64,2°
Sitzwinkel 77,6° 77,6° 77,6° 77,6° 77,6°
Kettenstrebe 438 mm 438 mm 438 mm 443 mm 443 mm
BB Drop 27 mm 27 mm 27 mm 27 mm 27 mm
Radstand 1.204 mm 1.228 mm 1.248 mm 1.277 mm 1.302 mm
Reach 427 mm 447 mm 467 mm 487 mm 507 mm
Stack 625 mm 634 mm 634 mm 643 mm 652 mm
Helm POC Coron Air SPIN | Goggle POC Ora Clarity | Shirt POC Essential DH LS
Hose POC RHYTHM RESISTANCE | Handschuhe POC Essential Mesh

So hat sich das YT CAPRA 29” CORE 4 im Bikepark-Test geschlagen

Die Stärken des YT CAPRA 29” liegen ganz klar auf flowigen Strecken. Hier überzeugt das Bike mit einem präzisen und intuitiven Handling. Trotz des 29”-Hinterrads ist das neue CAPRA wendig und die Position auf dem Bike sorgt für einen ausgeglichenen Druck auf beiden Reifen. Das Fahrwerk liefert in Zusammenarbeit mit dem Hinterbau richtig viel Gegenhalt. An kleinen Wellen geht das leichte CAPRA willig in die Luft und generiert in Anliegern viel Geschwindigkeit. Den hohen G-Kräften, die man mit dem CAPRA erreichen kann, hält der Hinterreifen jedoch nicht stand. Er kann von der Felge springen – Tubelessmilch-Dusche inklusive! Auf flowigen Strecken benötigt das CAPRA nur geringe Impulse, um Richtungswechsel einzuleiten, und lässt sich wendig durch die Bäume zirkeln. Nur das Specialized Status 160 aus dem Bikepark-Vergleichstest lässt sich noch schneller und spaßiger durch enge Kurven ziehen.

Das straffe Fahrwerk, ein intuitives Handling und die hohe Präzision machen das YT CAPRA zum Kurvenräuber auf Flowtrails – zumindest solange der Reifen auf der Felge bleibt.

Tuning-Tipp: robustere Reifen bringen auch mehr Stabilität bei Highspeed

Auch bei großen Sprüngen sorgt der Gegenhalt vom Fahrwerk für einen guten Pop, jedoch vermittelt das leichte Bike in der Luft wenig Sicherheit und man wünscht sich mehr Stabilität. Zusätzlich schränkt das hohe Sitzrohr die Bewegungsfreiheit ein und stylishe Flugeinlagen erfordern eine gewisse Könnerstufe und lange Beine. Ähnlich unsicher fühlt sich nur das Specialized Status an. Bikes wie das Propain Spindrift und das Nukeproof Giga liefern hier mehr Stabilität und Selbstvertrauen und laden so eher zum Querstellen ein.
Im technischen Gelände benötigt das YT CAPRA einige Anpassungen am sehr progressiven Fahrwerk, um den vollen Federweg auszunutzen und ausreichend Grip zu generieren. Hier bietet der FOX X2-Dämpfer ausreichend Einstellmöglichkeiten. Auch in steilen Passagen vermittelt das YT keine Überschlagsgefühle und behält seine Wendigkeit bei. Das erlaubt spontane Richtungsänderungen und macht das Bike selbst dann noch einfach zu fahren, wenn die Müdigkeit nach einem langen Tag einsetzt. Wird es jedoch richtig ruppig, muss sich das CAPRA vom Propain Spindrift, Norco Shore und Nukeproof Giga abziehen lassen, die alle mehr Reserven und Traktion besitzen und deshalb auch höheren Speed zulassen.

Fazit

Im Rahmen von unserem Bikepark-Vergleichstest hat YT beim CAPRA 29” CORE 4 auf unser Tuning-Angebot verzichtet – das rächt sich leider bei der Reifenwahl und schränkt das YT ein. Auf Flowtrails profitiert es von seinem straffen Fahrwerk und dem präzisen Handling, aber der Reifen fliegt regelmäßig bei starken Kompressionen von der Felge. Bei großen Sprüngen und steilen Passagen liefert das hohe Sattelrohr nur wenig Bewegungsfreiheit und es ist schwierig, ein perfektes Setup für Jump- und technische Trails zu finden.

Tops

  • intuitives Handling, das Kraft und Konzentration spart
  • präzises Lenkverhalten
  • bereits vom Hersteller mit Rahmenschutzfolie beklebt

Flops

  • pannenanfällige Reifen
  • geringe Stabilität bei Highspeed und großen Sprüngen
  • eingeschränkte Bewegungsfreiheit durch das hohe Sattelrohr
  • progressiver Hinterbau erschwert das Setup

Das Testfeld

Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste Bikepark-Party-Bike 2021 – 6 Modelle im Test

Alle Bikes im Test: Canyon Torque:ON 9 (Zum Test) | Norco Shore 1 (Zum Test) | Nukeproof Giga 290 Carbon Factory (Zum Test) | Propain Spindrift CF Mix (Zum Test) | Specialized Status 160 (Zum Test) | YT CAPRA 29 CORE 4

Mehr Informationen findet ihr unter yt-industries.com


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Text: Peter Walker Fotos: Peter Walker

Über den Autor

Peter Walker

Peter ist nicht nur ein Mann der Worte, sondern auch der Taten. Mit ernsthaften Bike- und Schrauber-Skills, seiner Motocross-Historie, diversen EWS-Teilnahmen und über 150 Bikepark-Tagen in Whistler – ja, der Neid der meisten Biker auf diesem Planeten ist ihm gewiss – ist für Peter kein Bike zu kompliziert und kein Trail zu steil. Gravel und Rennrad kann er übrigens auch! Das für unsere redaktionelle Arbeit wichtige Thema Kaufberatung hat Peter in Vancouvers ältestem Bike-Shop von der Pike auf gelernt und setzt sein Know-how auch im journalistischen Alltag um. Wenn er nicht gerade die Stuttgarter Hometrails auf neuen Test-Bikes unsicher macht, genießt er das Vanlife mit seinem selbst ausgebauten VW T5. Dass er dazu noch ausgebildeter Notfallsanitäter ist, beruhigt seine Kollegen bei riskanten Fahrmanövern. Zum Glück mussten wir Peter bislang nie bei seinem Spitznamen „Sani-Peter“ rufen. Wir klopfen auf Holz, dass es dazu auch nie kommen wird!